Montag, 22. November 2010
Weiterfahrt nach Boghgaya
In Boghgaya hat Buddha vor 2500 Jahren seine Glaubensrichtung ausgebrütet. Längere Zeit saß er dafür meditierend unter einem Baum. Wo der Baum dereinst gestanden hat ist heute ein Tempel errichtet und ein Ableger von dem Buddha-Baum wächst nebenan. Der Ort wird aufgrund seiner Geschichte von den Buddhisten als heilig erachtet. Jede Nation in der Buddhismus eine Rolle spielt hat in Boghgaya einen Tempel zu Ehren Buddhas errichtet. Um dorthin zu gelangen muss man zunächst mit dem Zug nach Gaya fahren. Von dort muss man mit einem anderen Gefährt – wahlweise einem Tucktuck oder ein Auto (wie es in Indien genannt wird) – die restlichen 10 km hinter sich bringen. Da in Indien ja nie irgendetwas „normal“ verläuft, war auch die Autofahrt nach Boghgaya anders. Der Fahrer war wohl der Meinung, dass die 80 Rupien von mir ihn nicht ausreichten. Unterwegs hat er jeden der in die gleiche Richtung wollte als zahlenden Mitfahrer akzeptiert. Dementsprechend war die Fahrzeit dehnbar und hat sich immer weiter in die Länge gestreckt. Als Herberge hatte ich eine günstige, wohlwollend beschriebene aus dem Reiseführer ins Auge gefasst. Dort angekommen war der Tag auch schon fasst gelaufen, denn mit 2 verbleibenden Stunden Tageslicht neigte sich dieser rapide seinem Ende entgegen.
Boghgaya stand als letztes auf meiner Indienpflichtprogrammliste. Obwohl es dort schon merklich angenehmer war was Nerverei anbelangte, versprach ich mir von den restlichen 2 Stationen Darjelling sowie Sikkim weit mehr Ruhe. Für die Weiterreise nach Darjelling hatte ich von Patna aus einen Inlandsflug gebucht. Dieser sollte planmäßig in 3 Tagen stattfinden.
Einen ganzen Tag hatte ich als Tempelbesichtigungs-Tour eingeplant. Am darauffolgenden Tag musste ich dann nach Patna aufbrechen. Der Reiseführer informierte mich darüber, dass dorthin eine Busverbindung besteht, die wollte ich an diesem Tag noch näher eruieren. Von meinem netten Hotelier erfuhr ich, dass der Bus immer morgens von einem Hotel aus startet. Dort sollen ebenfalls die Tickets verkauft werden. Also beschloss ich das Hotel aufzusuchen: erst einmal um mir die Information bestätigen zu lassen und ggf. gleich ein Ticket zu kaufen. Auch hatte ich noch nichts weiter gegessen und Geld benötigte ich ebenfalls.
Mein Hotel lag in einer Nebenstraße. Somit war mein erster Weg zur Hauptstraße. Dort angekommen dachte ich an einen der Straßenstände eine Kleinigkeit zu essen. Doch als dies an der Verständigung scheiterte, verwarf ich dieses Vorhaben gleich wieder. In diesem Augenblick quatschte mich ein Fahrradrikschafahrer an: O.k., dachte ich mein Junge, bisher taten mir die Typen immer leid . Aber dadurch das hier keine großen Entfernungen zurückzulegen waren und das transportieren von Leuten schließlich sein Job ist, beschloss ich auf das Geschäft einzugehen. Als erstes zum Hotel. Der Rikschafahrer wusste natürlich wo sich dieses befindet. Dort alles geklärt. Dann Geld holen aus dem Automaten und als letztes was Essen. Wobei ich bei der Restaurantauswahl ebenfalls auf eine Empfehlung des Reiseführers zurückgriff. Als ich das Restaurant gerade betreten wollte sah einen, zwar jungen, aber immerhin interessanten Typen allein an einem Tisch sitzen. Wie sich herausstellte handelte es sich um Oli aus Deutschland. Und Oli war genauso wie ich ganz begeistert sich endlich mal mit jemanden austauschen zu können. Beide ließen wir kein gutes Haar an Indien: Es war herrlich!
Nach dem Essen verabredeten wir uns für den nächsten Tag zum Frühstück. Dem Rikschafahrer habe ich beschlossen ebenfalls am folgenden Morgen wieder zu treffen. Da sich alle nennenswerten Tempel des Ortes in unmittelbarer Nähe befinden, habe ich ihn als Reiseführer engagiert: Worüber er sich sichtlich freute.
Zum verabredeten Zeitpunkt traf ich den Rikschafahrer am folgenden Morgen. Zuerst fragte ich ihn wie viel er den für das Unternehmen als Kostenbeitrag mir berechnen möchte. Als er 200 Rupien meinte war ich mehr als einverstanden. Dieses Mal war es die richtige Wahl: Zwar habe ich seinen Namen vergessen, doch der Typ war richtig. Nachdem Frühstück mit Oli ging unsere Tour los: Eigentlich war es bekloppt von einem Tempel zum nächsten zu düsen, überall Fotos zu machen und weiterzufahren. Man sondiert das Gesehene nur nach Fotomotiven und lässt sich gar nicht mehr die Zeit es richtig auf sich wirken zu lassen. Andererseits habe ich festgestellt, dass, wenn man später die Fotos betrachtet alles noch mal ins Gedächtnis zurückgerufen wird. Und man dann das Gesehene mit den Erlebten reflektieren kann – wenn man mag. Wie dem auch sei, die Tempeltour war schon toll. Vor allen gab es kein Gedränge, oft war ich der einzige Besucher. Besonders hat mich die riesige Buddha-Statur beeindruckt. An den stadtnahen Tempeln lungerte oft eine Gruppe von Bettlern herum. Die mich mit ihren Töpfchen doch ein wenig verunsicherten: Manchen habe ich etwas gegeben.
Oli traf ich dann noch mal am Abend zum Dinner (wie man hier sagt).
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