the blue moon

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Donnerstag, 16. September 2010

19.08. - 20.08.10 Jaisalmer



Eigentlich war alles erledigt: Die Kamelsafari war für 3 Tage ab Samstag bei Amin gebucht. In den folgenden beiden Tagen wollte ich mir die Stadt anschauen und es einfach ruhig angehen lassen.

Das Frühstück nahm ich im Guest-House auf der Terrasse zu mir. Dort lungerten immer einige Leute herum. Mir wurde die ganze über nicht deutlich, ob die Typen im Hotel beschäftigt waren oder nur die Zeit totschlugen. Auf jeden Fall verhielten sich insbesondere die Jugendlichen mir gegenüber als ob ich ein alter Kumpel von dehnen wäre. Was mir gar nicht gefiel! Aber da ich es anfangs nicht abgeklärt hatte, lies ich es später auf sich beruhen. Mir reichte auch das ständige gehassel in den Straßen. Sobald man die Herberge verließ war man Freiwild. Oft reagierte ich nicht mehr auf die Anmache: Wo kommst du her, wie ist dein Name, wo willst du hin ...oder willst du dieses oder jenes dir anschauen, kaufen, etc. Manchmal sagte ich einfach: No! Oder wurde auch schon mal, wenn sie völlig nervig waren ein wenig ungehalten. Deswegen lies ich dass mit dem Jungvolk aus dem Guest-House über mich ergehen. Natürlich machte ich mich auch hin und wieder über sie lustig oder versuchte sie darüber aufzuklären, dass man gewisse Dinge oder Verhaltensweisen in der Gastronomie nicht macht. Denn eines ist sicherlich klar, ausgebildete Kräfte in der Gastronomie sind in Indien selten und in Jaisalmer vermutlich nicht zu finden. Einer der Knaben – im wahrsten Sinne des Wortes – war angeblich 12 Jahre alt. Sah aber aus wie 7. Was natürlich auf Kinderarbeit hinauslief. Worüber ich mich mit den älteren Typen unterhielt. Nach seiner Aussage wurde der Junge vom Vater wie trocken Brot angeboten. Am dritten Tag meines Aufenthalts war der Kurze dann weg. Auf mein Nachfragen, erhielt ich zur Antwort, dass er jetzt woanders arbeitet. Wahrscheinlich war ich durch mein Einmischen zumindest Mitschuld und fühlte mich gar nicht wohl in meiner Haut. Wer weiß unter was für Bedingungen er jetzt sein Leben fristet.
Auf jeden Fall musste ich nach dem Frühstück mein tolles Zimmer gegen ein weitaus weniger angenehmes eintauschen. Wobei ich auf mein bitten hin wenigstens eines mit Fenster bekam. Das alte Zimmer war für ein kommenden Gast bestimmt. Mir kam der Gedanke, dass ich am ersten Tag nur das wunderbare Zimmer erhielt, um mich gefügig für den Vertragsabschluss zu stimmen. Wie gesagt, den Brüdern traute ich nicht über den Weg und ganz so abwegig fand ich die Strategie nicht.

Der Besuch spätere in der Stadt gestaltete sich zu einer Art Spießrutenlauf. Da jeder versucht das „schnelle und leichte Geld“ der Touristen ab zugreifen, findet sich diesbezüglich in der Stadt ein Geschäft neben dem Nächsten. Irgendwie kam ich mir vor wie auf der Flucht, als ich durch die engen durchaus schönen Gassen der Stadt spazierte. Wobei ich mich hoffnungslos verlaufen habe. Immer wieder traf ich auf die selben Typen, die ich dann auch noch nach dem Weg fragen musste, obwohl ich sie zuvor mehr oder weniger barsch abgewiesen habe.
Als ich schließlich das Stadttor der ummauerten Altstadt wieder fand (ich konnte es einfach nicht genießen durch die schöne Stadt zu laufen und war froh wieder heraus zu sein), holte ich mein Bahnticket für meine Weiterfahrt nach Dehli ab, das ich bei einem der Anbieter zuvor bestellte hatte (man bezahlt bei den Typen ungefähr 150 Rupien „Bearbeitungsgebuehr“, dafür spart man sich die ganze Aktion am Bahnschalter). Dann war ich außerhalb der Stadtmauern und stand vor dem gleichen Problem wie in der Stadt: Der Weg zum Hotel war mir ein Rätsel. Wie soll man sich auch auf den Weg konzentrieren, wenn man ständig an gequatscht wird. Zu guter Letzt nahm ich ein Auto und zahlte für einen Katzensprung 20 Rupien. Zunächst wollte ich nur 10 zahlen, habe mich dann aber ergeben, mir fehlte einfach die Kraft für weitere Auseinandersetzungen.

Zurück im Hotel – war ich erst mal froh meine Ruhe zu haben und ließ es für den Rest des Tages damit bewenden. Das gleiche gilt eigentlich auch für den Freitag. Viel habe ich an dem Tag nicht gemacht. Bin mal Essen gegangen, hab mir eine Papaya und ein paar Bananen gekauft. Kavi hat sich ganze Zeit nicht blicken lassen. Dagegen traf ich Amin öfters. Anfangs versprach er mir die Stadt zu zeigen. Es kann sein, dass deswegen nichts daraus geworden ist, weil ich ihn, als er über Umwege das Schwulen Thema wieder neu beleben wollte, einfach sagte, dass ich mit Schwulen keine Probleme habe aber das ich nicht schwul bin.
Man muss dazu sagen, Sexualität ist in Indien ein schwieriges Thema: Vor der Ehe schon mal gar nicht und in der Ehe ist es auch nicht einfach. Weil jedes mal kleine Kinder dabei herauskommen. Die wiederum einen ungestörten Beischlaf in dem begrenzten Wohnungen schlichtweg unmöglich machen. Und Schwule stehen in dieser Gesellschaft nicht hoch im Kurs.

Samstag, 11. September 2010

18.08.10 nach Jaisalmer



Die Bushaltestelle war zwar nur 5-6 Minuten von Hotel entfernt, doch wollte ich auf keinen Fall zu spät kommen. Insofern machte ich mich viertel vor 6 auf dem Weg und es war noch ziemlich düster als auf die Straße trat. Dabei ist es dann passiert: zum ersten Mal machte ich in Indien die Bekanntschaft mit Kuhscheiße. Wurde auf Zeit. In Deutschland versucht man ständig der Hundescheisse auszuweichen, hier … na ja, ihr wisst was ich meine. So richtig glücklich war ich aber nicht mit der neuen Erfahrung.
Relativ pünktlich fuhr der Bus nach Abu Road, wo ich 40 Minuten später ankam. Am dortigen Busbahnhof startete der Bus um 7 für seine lange Fahrt nach Jaisalmer. Die Aussagen über die Dauer der Reise variierten zwischen 9 und 12 Stunden. Ich machte mich auf das Schlimmste gefasst. Doch wider erwartend war es mit die angenehmste Busfahrt in ganz Indien. Gar nicht langweilig und bis auf ein paar aufdringliche Verkäufer, die an den Haltestellen den Bus stürmten, auch nicht nervig. Vorsichtshalber habe ich während der ganzen Zeit kaum was getrunken, geschweige denn etwas gegessen.
Als wir uns dem Ziel näherten bestieg etwa 5 km vor der Stadt noch ein Fahrgast den Bus. Dieser hatte nichts anderes im Sinne als nach potenziellen Kunden für eine Herberge Ausschau zu halten. Nicht schlecht, dachte ich. Da ich offensichtlich der einzige Tourist war, beschwafelte er mich die letzten Minuten mit seinen hervorragenden Angebot.
Als ich schließlich um 18 Uhr in Jaisalmer aus dem Bus stieg (etwa eine Stunde dauerte unterwegs das reparieren eines defekten Reifens), konnte ich mich vor weiteren Offerten kaum retten. Insofern war ich froh den Couchsurfer Kavi anrufen zu können, der mir jemand schickte um mich abzuholen. Ein Jungspunt tauchte nach kurzer Zeit mit einem Auto auf. Gemeinsam fuhren in die Stadt.
Dazu muss ich jetzt ein wenig ausholen: Jaiselmer liegt mitten in der Wüste Thar. Nicht zuletzt deswegen habe ich mir dieses Etappenziel ausgesucht. Denn ich als kleiner Romantiker wollte der Wüste einen Besuch abstatten. Bei einer Kamelsafari hoffte ich entspannende Ruhe, um nicht zu sagen, die Geräuschlosigkeit der Wüste zu erfahren. Während der bestimmt 500 km Tour durch den Bundesstaat Rajasthan hat sich das Landschaftsbild zwar merklich verändert. Aber, wie man vielleicht annehmen sollte, durchquerten wir keinesfalls bzw. erreichten wir nicht einen riesigen Sandkasten! Was mich schon ein wenig enttäuschte. Die Stadt an sich machte wiederum einen beschaulichen Eindruck. Eine hohe Stadtmauer umschloss die sandfarbigen Häuser, wodurch man sich ein wenig wie in Tausendundeinenacht versetzt fühlte.
Der Knabe führte mich zu einem Guesthouse, wo ich anstelle bei Kavi, während meines Aufenthalts in der Stadt nächtigen sollte.
Auch dazu ist eine weitere Erklärung von Noeten: Kavi legte in seinem Profil die widrigen Umstände des Grenzgebietes zu Pakistan dar. Angeblich erlaubt der Staat Indien keine fremde Unterbringung außerhalb von Hotels. Kavi hat aufgrund dessen mit einem Freund die Vereinbarung getroffen, seine Gäste in seinem Guesthouse unentgeltlich unterbringen zu dürfen. Insgesamt eine komische Angelegenheit: Blaisse hat mich in Goa von der „hinteren herum Masche“, sprich Tricksermentalitaet der Rajasthanis gewarnt.
In der Herberge wurde ich im vorbeigehen von Kavis Freund begrüßst (was ich erst irgend wann später erfuhr). Zunächst führte mich mein Erstkontakt in ein ziemlich gutes Zimmer und grinste mich bei der Frage an, ob ich jetzt glücklich sei. Doch das Glück in diesem Zimmer zu verweilen hielt nicht lange an. Denn schon nach kurzer Zeit wurde das Zimmer gegen ein anderes, nicht minder schlechtes eingetauscht. Das zuerst zugewiesene Zimmer war schon für einen noch kommenden Gast reserviert. Im Nachhinein muss ich sagen, war die Aktion exemplarisch für den gesamten Aufenthalt in dem Hotel: Die ganze Zeit über kam man sich wie Manövriermasse vor. Vereinbartes wurde nicht eingehalten, über Gesagtes wurde nicht mehr gesprochen Vertrauen konnte man zu keinen der Knaben haben und weibliches Personal gab es nicht.
Nachdem ich meine erste Mahlzeit an diesem Tag eingenommen habe, kam Amin (so war der Name von Kavis Freund) auf mich zu, klagte mir sein Leid, wie viel er zu tun hat und machte mir dabei ein „hervorragendes Angebot“ über eine Kamelsafari. Als ich mich nach den Preis erkundigte (per Mail hatte ich mich bei Kavi über die Preise erkundigt. Dieser teilte mir eine Preisspanne zwischen 1000 – 1800 Rupien pro Tag mit) legte Amin los: Dass kommt ganz darauf an, was für eine Safarie machen möchte. Ob es eine ganz normale Tour werden soll oder eine „very, very, very good Safari“. Ich meinte nur – wie viel? Für eine Tour über 3 Tage mit diesem und jenem = 1250 Rupien pro Tag. Nach kurzer Überlegung schien mir der Preis akzeptabel und ich willigte ein. Dazu muss ich sagen, Amin kam wirklich gut rueber, seine Masche gepaart mit einer nicht unsympathischen Art, war schon nicht schlecht – eben typisch, für einen erfolgreichen Trickser. Später habe ich ein wenig den überhasteten Entschluss bereut. Andere Anbieter, die es selbstverständlich zu hauf in der Stadt gab, wollten für den Tag zwischen 5oo und 800 haben. Aber man weiß es nicht. Wie man's macht, man macht's verkehrt! Im Endeffekt fand ich den Preis nicht übertrieben. Und wer weiß, wie es mir bei jemand anders ergangen wäre. Selbstverständlich musste ich daran denken, dass die ganze Masche mit dem Couchsurfing und so weiter, mit zum Spiel zählte. Insbesondere als ich am folgenden Tag, das tolle Zimmer mit einem Loch eintauschen musste. Weil das Zimmer – natürlich – für andere Gäste reserviert war: Eben, Manövriermasse!
Doch zuvor habe ich mit Amin einen recht netten Abend verbracht. Er fuhr mit mir in einem Jeep raus aufs Land. Wo er mir einen Platz für verliebte zeigte. Schon zuvor kam er auf das deutsche Verhältnis zu Schwule zu sprechen und mir wurde nach kurzer Zeit deutlich, dass Amin vermutlich Schwul war. Aber was macht dass schon? Ich habe keine Probleme mit Tunten. Jeder wie er es mag. Auf dem Rückweg bat ich Amin an einem Geldautomaten vorbei zu fahren. Dort passierte mir eine recht lustige Geschichte (man muss dazu sagen, dass es in Indien zwei Varianten von Geldautomaten gibt. Die eine Ausführung funktioniert wie bei uns, bei der anderen steckt man die Karte in den Schlitz und muss diese sofort wieder entnehmen. Erst dann tippt man die Geheimzahl ein. Der fragliche Automat war von der zweiten Ausgabe): Inzwischen war es recht dunkel und die Tür vom Geldautomatenhaeuschen stand offen. Da es drinnen hell erleuchtet war, flogen in dem Raum tausende von Fliegen, Falter, Käfer, Mücken und sonstiges Getier herum, die von dem Licht angezogen wurden. Von den Ereignissen des Tages sowie von dem Gewimmel um mich herum, war ich wohl so verunsichert, dass ich nicht mitbekam wie ich meine Visa-Karte nach den ersten Akt einfach in die Hosentasche steckte, und nicht in mein Portmonee. So wunderte ich mich, dass der Automat nach der Geldentnahme die Karte nicht wieder ausspuckte. Mehrere Minuten probierte ich alle möglichen Schritte und Knöpfe, doch die Karte kam nicht aus dem Schlitz. Während dessen attackierte das Ungeziefer mich von allen Seiten. Amin, der im Wagen auf mich wartete, wurde so langsam unruhig und kam auf mich zu. Nachdem ich ihn die Situation schilderte, probierte auch er alle Möglichkeiten. Wir besprachen das Problem und kamen zu dem Schluss, dass es wohl das Beste wäre zur Polizei zu fahren. Die zwei Beamten, die uns schon vor dem Gebäude empfangen haben, zuckten nur mit den Schultern und meinten, es gäbe nur die Möglichkeit am folgenden Morgen die Bank aufzusuchen. Eine Alternative dazu fiel mir auch nicht ein. Gedanklich spielte ich die Geschichte noch mal durch. Griff dabei in meine Hosentasche. Wo ich, glücklich wie ich war, die Karte wiederfand. Zwar war mir die ganze Geschichte ziemlich peinlich, doch musste ich Amin meine Schusseligkeit Wohl oder Übel gestehen. Schmunzelnd fuhren wir zurück zur Herberge, wo ich mich froh über die Entscheidung nach Jaisalmer gefahren zu sein, in die Abgeschiedenheit meiner Räumlichkeiten zurückzog.
Ach, fast hätte ich es vergessen: Kavi tauchte am Abend noch auf, sodass ich ihn ebenfalls zumindest kurz kennen lernte.
Herrlich fand ich die flachen Dächer der Häuser. Wie man auf dem letzten Bild sieht.

Montag, 6. September 2010

17.08.10 Mount Abu


Die Stadt auf knapp über 2000 m gelegen ist eine der heiligen Orte Indiens. Früher war die Stadt ein beliebter Fluchtpunkt der Engländer vor Hitze in den Sommermonaten. Heutzutage ist es ein beliebter Ort für Hochzeitspaare. Unabhängig von dem Klima hat die schöne Landschaft mit einem Bergsee, die Menschen wohl dazu animiert diesem Ort besondere Eigenschaften zuzuschreiben. Also mir hat sich in der zugegebener Massen kurzen Zeit meines Aufenthalts keine magische oder spirituelle Note erschlossen.
Am Morgen beschloss ich zunächst mich nach meiner Weiterfahrt am folgenden Tag zu erkundigen. In meinem Reiseführer hatte ich gelesen, dass es eine von der Gemeinde organisierte Tourirunde gibt, die vom unfreundlichen Personal (so gelesen im Reiseführer und so war es) des Touristenoffice offeriert wird. Beides, Busbahnhof sowie Touristenoffice, befanden sich in unmittelbarer Nähe. Die Erkundigungen ergaben, dass ich über Abu Road mit dem Bus nach Jaisalmer fahren könnte (mit einem staatlichen Bus - die billiger als Private aber auch unkomfortabler sind). Was sich für mich, trotz der Strapazen einer veranschlagten 11-stündigen Busfahrt, als beste Reise Alternative anhörte. Zwar hatte ich mir mit Mühe das Bahnticket organisiert und dafür 170 Rupien bezahlt, aber draus geschissen, dachte ich nur. Im Touribüro, die sich natürlich vor Arbeit kaum retten konnten, erfuhr ich von der geführten Nachmittagsrunde per Bus vom gegenüber gelegenen Busbahnhof. Genug Zeit also für einen Spaziergang um den See. Was wirklich eine Erholung war: Kein Gehupe, keine Autos oder sonstige unangenehmen Vehikel die sich von hinten oder vo rne näherten. Mit den Ausblick auf die umgebenen Gipfel ... es war zum ersten Mal seit geraumer Zeit (so kam es mir schon vor), dass ich mich wirklich im Urlaub wähnte!
Um 1 bestieg ich dann den Bus des Touristenoffice. Die Fahrt dauerte knapp 5 Stunden und beinhaltete einige der Sehenswürdigkeiten des Ortes sowie der näheren Umgebung. Insbesondere einen berühmten Jaintempel ganz aus Marmor, den man nur ohne Leder an sich und ohne Fotoapparat oder Mobiltelefon betreten durfte. Meinen Ledergürtel (der immerhin 1000 Dollar enthielt) hatte ich in einem Rucksack von einem jugendlichen Teilnehmer deponiert, der diesen im Bus zurück ließ. Telefon musste ich beim Eingang abgeben und bei Rückgabe für die Inobhutnahme bezahlen. Das Gleiche passiert auch oft bei den zurückgelassenen Schuhen. Was mich erboste: Ich kann ich es ja verstehen, dass die Leute es schwer haben einen bezahlten Job zu bekommen, doch später habe ich dafür nicht mehr bezahlt oder ich bin gar nicht in den Tempel gegangen, weil ich es als Unverschämtheit empfand und als schlichte Geldmacherei. Viele Menschen arbeiteten hier für ihr Geld, für manche Autofahrten über eine halbe Stunde oder für eine Mahlzeit bezahlte ich z.T. weniger als 100 Rupien. Und diese Leute saßen da am Eingang von einem Tempel und bildeten sich ein damit die Lizenz zum Geldabschöpfen zu besitzen.
O.k. - in dem Marmortempel konnte ich keine Bilder machen. Unabhängig davon war die Besichtigung schon beeindruckend. Der Führer erzählte wie ein Buch (wovon ich kein Wort verstand). Jedes mal wenn er etwas zu berichten hatte, wies er mit dem Finger auf die Stelle über die gerade redete und plapperte drauf los. Was sehr witzig aussah. Doch amüsiert hat sich darüber außer mir keiner.
Als die Runde beendet war ging ich wieder in mein Zimmer und ließ den Tag zu langsam ausklingen. Denn am nächsten Morgen ging es um 6 Uhr mit dem Bus nach Abu Road.

16.08.10 nach Mount Abu

Am Morgen ging es wieder zeitig los. Doch zuvor wollte mein Darm wieder alles loswerden was der Magen am Abend zuvor aufgenommen hatte. Scheiße! Dachte ich nur.
Rahul hatte mir freundlicherweise über sein Account bei der indischen Bahn ein Ticket nach Mount Road besorgt. Komischerweise ist man in Indien immer etwa eine Stunde bevor der Zug überhaupt fährt am Bahnhof. Obwohl die Bahn dann sowieso mit Verspätung kommt. Wobei sich in Ahmadabad die Verspätung in Grenzen hielt. Für mich war es eh immer besser ein wenig früher am Bahnhof zu sein. Damit ich mich in Ruhe orientieren konnte: um z.B. das richtige Gleis zu finden.
Die Bahn fuhr bis Abu Road, von wo aus ich ein Taxi nehmen sollte. Rahul hat mir in Mount Abu ein Hotel empfohlen und dort ein Zimmer für mich reserviert. Für das Taxi gab er mir 250 max. mit auf dem Weg.
Als ich am Bahnhof ausstieg, kamen die Schmeißfliegen schon wieder auf mich zu. Da ich erst mal ein Ticket für die Weiterfahrt nach Jasailmer kaufen wollte Musste ich die abschütteln, damit die mir nicht die ganze Zeit auf die Eier gehen. Zunächst ging ich zum falschen Schalter und musste noch mal über den ganzen Bahnhofsvorplatz, wodurch ich zwei Blagen am Hacken hatte. Als ich dort am Schalter stand und nahezu an der Reihe war (es befand sich lediglich eine Person vor mir, die just bedient wurde) ließ ich wohl ein wenig zu viel Abstand zum Vordermann. Ich hätte ihn unmittelbar in den Hacken stehen sollten. So drängelte sich einer von rechts vor. Als der gerade fertig war, kam der nächste von links. Doch der Schalterfutzi hat mein Rücksichtnahme bemerkt und hat den Typen nach hinten verwiesen. Also war ich an der Reihe – da ich schon bei den Anderen beobachtet hatte was auf mich zukam (man muss nämlich ein Formular ausfüllen mit allen möglichen Angaben: Name, Geschlecht, Wohnort, von wo nach wo, Zugnummer, usw.) sagte ich gleich zu dem Schaltermensch: ich weiß nicht wie das funktioniert. Woraufhin er einen Typen, der zuvor ein Formular ausfüllte, heran winkte, und ihn aufforderte mir behilflich zu sein. Währenddessen habe ich eines der Blagen, das mich immer noch nervte, einen Apfel gegeben den ich noch bei mir hatte.
Mit dem Ticket nach Jodpur war ich schon mal ein wenig beruhigter, was meine Weiterfahrt anbelangte. Ursprünglich, laut Reiseführer, gab es mal eine Busverbindung von Mount Abu nach Jaisalmer (wo ich anschließend hinwollte). Doch im Internet konnte ich auch nach längerer Recherche keinen Bus finden. Deswegen beschloss ich schon mal ein Ticket nach Jodpur zu kaufen, von wo aus neben einer Busverbindung auch eine Bahnverbindung nach Jaisalmer besteht. Womit mir die Option offen blieb zunächst einen Tag in Jodpur zu verbringen, um dann später weiter nach Jaisalmer zu fahren. Allerdings musste ich über die Verspätung meinen neuen Couchsurf in Jasailmer informieren und dabei hoffen, dass dies keine Absage der Couch zur Folge hat. Doch der Schriftverkehr mit dem Couchsurfer war so erfrischend unkompliziert, dass ich mir über Schwierigkeiten keine Sorgen machte.
Als ich wieder den Bahnhofsvorplatz betrat (wo eine ganze Armader von Taxis und Autos auf Kundschaft wartete) kam auch schon wieder einer an. Nach kurzen Verhandlungen waren 250 für die Fahrt dingfest gemacht. Stolz führte mich der Fahrer zu seinem Gefährt, was ausnahmsweise mal ein recht gut erhaltener Jeep war. Unterwegs, während des Fußmarsches zum Wagen sowie kurz nach Fahrtbeginn teilte mein Fahrer allen die es hören oder auch nicht hören wollten den Betrag mit, den wir vereinbart hatten. Hupend vollzog sich die Fahrt durch Abu Road.
Nach einigen Kilometern hielt der Fahrer bei einem Uniformierten. Rahul hat mich darüber informiert, dass man um nach Mount Abu zu gelangen eine Art Eintritt von 20 Rupien berappen muss. Und ich dachte der Typ sei der Kassierer. Dem war nicht so: Als ich gerade zu meinem Portmonee greifen wollte, beobachtete der Bulle (oder was er auch immer war) meine Bewegungen und schüttelte den Kopf und sagte: No, No. Er wollte nämlich nur ein Stück mit uns mitfahren (2 Mal ist es mir passiert, dass das Fahrzeug was gerade benutzte durch einen Cop angehalten wurde und diese unentgeltlich mitfahren wollten). Nun schlängelten wir uns den Serpentine nach oben und schließlich nach einer halben Stunde erreichten wir den angesprochenen Posten. Ein Jugendlicher beugte sich durch das offene Fenster und erledigte die Formalitäten als ich ihm das Geld reichte.
Im Hotel war ich froh mich wieder in Nähe eines vernünftigen Klos zu befinden. Die ganze Fahrt über hatte ich vorsichtshalber nichts zu mir genommen.
Nach einer Erholungsphase unternahm ich vor dem endgültigen ausklinken noch ein kleinen Spaziergang in die Stadt. Kaufte eine Papaya sowie ein paar Bananen und verschaffte mir einen ersten Überblick. Insgesamt machte der Ort einen netten Eindruck: Es gab nicht ganz so viele Menschen. Auch versuchte nicht jeder mir was anzudrehen. Und die Umgebung mit den Bergen machte schon einen pittoresken Eindruck.

Sonntag, 5. September 2010

15.08.10 Ahmadabad









Wie vereinbart hat sich Rahul um einen Fahrer gekümmert der englisch spricht. Bevor er mich abholte wollte Rahul mir unbedingt noch weitere Informationen über die einzelnen Sehenswürdigkeiten mit auf den Weg geben. Da Rahul ein fixer Junge ist (schließlich ist er auf einer der renommiertesten Unis der Landes), war dass schnell erledigt. Doch alles sollte und musste noch ausgedruckt werden: was komischerweise ein kleines Problem war (was ich wiederum nicht verstand). Als ich schließlich die Zettel in der Hand hatte ging die Fahrt mit dem Auto los. Wir besichtigten u.a. einige Jain-Tempel und zuletzt das Ghandi-House (weil Ghandi mit der Stadt in irgendeiner Verbindung stand). Insgesamt eine schöne Tour. Doch als ich kurz nach drei wieder in mein Refugium gehen konnte war ich auch froh (der Fahrer hat mich 500 Schleifen gekostet). Gegen Abend kam dann Rahul vorbei und meinte zum Abschluss mir noch eine Moschee zeigen zu müssen, die ein wenig außerhalb der Stadt lag. Deswegen sind wir dann noch mal gemeinsam los. Bevor ich mich am letzten Abend wieder in mein Reich zurück zog, kaufte ich noch ein paar Sachen, die ich, weil ich mich schon besser fühlte, mir zum Abendbrot einverleibt habe. Doch leider war wohl ein bisschen zu viel des Gutem: wie ich am folgenden Morgen feststellen musste!

14.08.10 Ahmadabad



Am Morgen um 8 Uhr sollte ich laut Rahul zu einem der berühmten Tempel der Stadt gehen.Ab dort findet all morgendlich eine kleine Stadtführung für einen geringen Kostenbeitrag statt. Ein wenig verspätet traf ich dort mit dem Auto ein. Scheinbar war ich der einzige Interessierte, denn sonst befand sich kein weiterer Tourist vor Ort. Zwei Stadtführer machten sich mit mir auf den Weg – was ich für 50 Rupien für ein wenig übertrieben hielt. Doch beschwert habe ich mich darüber auch nicht. Zu Fuß beschritten wir - nachdem ich mir den nahen Tempel angeschaut hatte, wo just zu dem Zeitpunkt ein religiöses Ritual stattfand – die engen Gassen der Altstadt. Dafür hat sich die Führung allein gelohnt, denn allein wäre ich niemals auf die Idee gekommen diese Wege zu beschreiten. Die Führer zeigten mir eine ganze Menge Besonderheiten an der Architektur. Die verschiedenen Einflüsse und Epochen wurden in den Ornamenten der Gebäude offenbar. Zuletzt besuchten wir eine sehr alte Moschee, die wir, wie es üblich ist, ohne Schuhe betraten. Da es kurz zuvor regnete, stand im großen Innenhof auf dem Marmorboden das Wasser 1-2 cm hoch.
Es war sehr angenehm dort Barfuß zu laufen. Außerdem war es sehr ruhig: wir waren nahezu die Einzigen die sich dort aufhielten. Entgegen dem Spektakel in Istanbul war es eine sehr schöne Besichtigung.
Anschließend kaufte ich mir noch eine Papaya und 3 Bananen (was das Einzige war, was ich meinem Magen heute zutrauen wollte) und machte mich auf den Rückweg zum Campus per Auto. Den Rest des Tages habe ich mich in meinen Räumlichkeiten aufgehalten: Im Internet gesurft, geschrieben usw.
Am Abend kam Rahul vorbei. Er machte mir für den folgenden Tag den Vorschlag, ein Auto mit Fahrer zu mieten, das mich zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt sowie der Umgebung fährt. Eine gute Idee fand ich.

Donnerstag, 2. September 2010

Ich lebe noch

Hallo meine Lieben!
Nach wie vor bin ich in Indien - leider - muss ich mittlerweile sagen. Da ich ein wenig depremiert ob der ganzen Umstaende hier bin und mich auch um vieles kuemmern muss, habe ich zur Zeit nicht die Musse den Blog zu schreiben.
Hoffentlich wird es bald wieder ein wenig angenehmer! Gestern hatte ich z.B. die uebelste Bustour ueberhaupt mitgemacht. Der Fahrer hat quasi 5 Stunden ununterbrochen gehupt. Und die Bushupe hat eine nicht zu unterschaetzende Intensitaet. Heute wurde dann noch mein Flug kurzerhand seitens der Airline (Kingfisher = einer der reichen Saecke hier) umgebucht. Anstatt in Kalkutta direkt ein Anschlussflug zu haben, muss ich dort die Nacht verbringen. Was mich mal eben 40 Euro kosten wird, wofuer die Airline natuerlich nicht aufkommt.
Jetzt bin auf jeden Fall in Patna, wo ich eigentlich nur kurz schlafen wollte, um heute morgen weiterzureisen. Daraus wurde wie geschildert nichts. Haette ich dass schon gestern - ein wenig zeitiger als 16 Uhr - erfahren, haette ich den Aufenthalt in dieser Stadt kuerzer und kostenguestiger gestalten koennen. Meine ganzen Hoffnungen ruhen jetzt auf Darjelling und Sikkim.
Bis bald!