Mittwoch, 22. Dezember 2010
Von Boghgaya nach Darjeelling
Nun hatte ich meine Weiterfahrt recht gut geplant – dachte ich. Doch wie es immer so ist, meistens kommt es anders als man denkt!
Als erstes stand die Busfahrt nach Patna auf dem Programm, die laut Plan lediglich 6 bis 7 Stunden dauern sollte. Es wurden die bisher schlimmsten 9 Stunden der Reise: Ich hatte ja schon von der Gewohnheit der Inder berichtet ständig zu hupen. Der Busfahrer schoss diesbezüglich den Vogel ab. Quasi ununterbrochen hat der sein Horn geblasen. Es war so laut, als ob er eines der Pressluft betriebenen Teile, die manche Idioten mit zu Fußballspielen ins Stadion schleppen benutzen würde. Nicht auszuhalten aber ich konnte ja nicht weg. Den Fahrstil möchte ich gar nicht kommentieren: Wobei ich während meines Daseins einige insbesondere Frauen kennenlernte, die diese Fahrt aus nervlichen Gründen wahrscheinlich nicht überlebt hätten.
In Patna angekommen hievte der Busfahrer meinen Rucksack aus dem Gepäckfach des Busses: Der sah aus wie Sau. Nach dieser Fahrt über Stock und Stein sowie nach unglaublichen Überholmanövern, hatte mein Rucksack jeglichen Dreck der sich dort befand aufgenommen. Allerdings war ich so abgestumpft durch die Fahrt, dass ich nur noch ins – Gott sei Dank – schon gebuchte Hotel wollte. Immer wenn man irgendwo in Indien (wie ich feststellte, scheint dass in ganz Asien der Fall zu sein) ankommt – egal wann – warten schon die Weitertransporteure auf dich. Also, das nächste Fahrrad - Rikscha den Sack aufs Rad geschmissen (natürlich nachdem der Preis ausgehandelt war) und los ging es zum Hotel.
Kaum im Hotel registrierte ich eine Nachricht von Kingfisher Airline auf meinem Telefon. Die Mitteilung besagte nichts weniger als dass mein Anschlussflug von Kalkutta nach Bagdora ersatzlos gestrichen wurde. Ich solle meine Mails checken sowie mit der Airline Kontakt aufnehmen. Na toll, dachte ich. Da blieb mir nichts anderes übrig als ins nächste Internetcafé zu gehen. Nach einigen hin und her (Email lesen und Telefonaten) war klar, dass ich wohl eine nicht eingeplante Übernachtung in Kalkutta in Kauf nehmen muss. Nach dieser Erkenntnis recherchierte ich nach einem Hotel in Nähe des Flughafens, wo ich schließlich nach einem Telefonat per Internet ein Zimmer buchte. Komischerweise ist es manchmal billiger Zimmer online zu buchen als persönlich. Und wo ich schon mal so gut in Form war, buchte ich auch gleich ein Zimmer in Darjeeling: Dieses Mal per Telefon nachdem ich die Nummer online eruierte.
Am folgenden Tag flog ich nach Kalkutta, wo ich mich außer im Hotel nicht herumtrieb. Von den indischen Städten insbesondere Großstädten hatte ich die Schnauze gestrichen voll. Außerdem wurde es schon dunkel als ich im Hotel eincheckte. Es macht mir auch nichts aus meine Zeit lesend allein im Zimmer zu verbringen.
Mein Anschlussflug am nächsten Tag ging gegen 14 Uhr, wodurch ich den Morgen gemächlich angehen konnte. Als ich schließlich am Schalter von Kingfisher meine neue Bordkarte entgegennehmen wollte, schaute man mich mit großen Augen an. Ich sei gar nicht auf der Passagierliste verkündete man mir. Da wurde ich aber langsam böse und auch ein wenig ungehalten: Zunächst strich man mein wunderbar passenden Anschlussflug, dann musste ich auch noch eine Nacht in Kalkutta verbringen und selbst dafür aufkommen und jetzt wollen sie noch Mätzchen wegen den Flug veranstalten, nachdem ich mit mehren Leuten telefonisch darüber gesprochen habe. Als sich die Dritte oder Vierte Person (ich weiß es momentan nicht mehr wie viele es waren) den Problem angenommen haben, bekam ich schließlich mein Ticket.
Wenigstens erreichte ich Bagdora und anschließend New Jalpaiguri bei Tageslicht. Dort checkte ich in einem Guesthouse aus dem Reiseführer ein und machte mich gleich auf den Weg zum Bahnhof, der nicht weit entfernt lag. Leider teilte man mir mit, dass der „Toy-Train“ nach Darjeeling bis auf weiteres nicht fährt. Darauf hatte ich mich so gefreut: Ein Überbleibsel aus der englischen Kolonialzeit, damit wohl einer der ältesten betriebenen Züge überhaupt. Na ja, was soll's, dachte ich und erkundigte mich nach der alternativen Jeepverbindung vor dem Bahnhof. Dabei erfuhr ich, dass es wohl am besten ist, sich recht frühzeitig am Bahnhof einzufinden. Ein Jeep fuhr sobald alle Plätze belegt sind. Somit war ich kurz vor 7 am folgenden Morgen am Start und erwischte einen schon mit einigen Personen besetzten Jeep. Es dauerte nur noch eine Stunde bis die übrigen Plätze vergeben waren und sich die Reisegesellschaft in Bewegung setzte. Zuvor gab es noch eine Unstimmigkeit bezüglich des vorab zu entrichtenden Fahrgeldes. Im Reiseführer wurde davor gewarnt vor der Fahrt den Preis zu entrichten: Es sei schon öfters vorgekommen, dass die Fahrt nur bis zum nächsten Ort dauerte und dann die Gäste gebeten wurden sich ein anderes Fortbewegungsmittel zu suchen. Aber sollte ich machen? Bezahlen oder wieder aussteigen. Wo mir nur Möglichkeit blieb den Herrschaften zu vertrauen – was in meinem Fall die richtige Entscheidung war. Die anschließende 7 Stündige Fahrt bis auf gut 2000 Meter Höhe, verlief sehr kurvenreich und mit den üblichen indischen Unwegsamkeiten sowie einer Reifenpanne normal.
Montag, 22. November 2010
Weiterfahrt nach Boghgaya
In Boghgaya hat Buddha vor 2500 Jahren seine Glaubensrichtung ausgebrütet. Längere Zeit saß er dafür meditierend unter einem Baum. Wo der Baum dereinst gestanden hat ist heute ein Tempel errichtet und ein Ableger von dem Buddha-Baum wächst nebenan. Der Ort wird aufgrund seiner Geschichte von den Buddhisten als heilig erachtet. Jede Nation in der Buddhismus eine Rolle spielt hat in Boghgaya einen Tempel zu Ehren Buddhas errichtet. Um dorthin zu gelangen muss man zunächst mit dem Zug nach Gaya fahren. Von dort muss man mit einem anderen Gefährt – wahlweise einem Tucktuck oder ein Auto (wie es in Indien genannt wird) – die restlichen 10 km hinter sich bringen. Da in Indien ja nie irgendetwas „normal“ verläuft, war auch die Autofahrt nach Boghgaya anders. Der Fahrer war wohl der Meinung, dass die 80 Rupien von mir ihn nicht ausreichten. Unterwegs hat er jeden der in die gleiche Richtung wollte als zahlenden Mitfahrer akzeptiert. Dementsprechend war die Fahrzeit dehnbar und hat sich immer weiter in die Länge gestreckt. Als Herberge hatte ich eine günstige, wohlwollend beschriebene aus dem Reiseführer ins Auge gefasst. Dort angekommen war der Tag auch schon fasst gelaufen, denn mit 2 verbleibenden Stunden Tageslicht neigte sich dieser rapide seinem Ende entgegen.
Boghgaya stand als letztes auf meiner Indienpflichtprogrammliste. Obwohl es dort schon merklich angenehmer war was Nerverei anbelangte, versprach ich mir von den restlichen 2 Stationen Darjelling sowie Sikkim weit mehr Ruhe. Für die Weiterreise nach Darjelling hatte ich von Patna aus einen Inlandsflug gebucht. Dieser sollte planmäßig in 3 Tagen stattfinden.
Einen ganzen Tag hatte ich als Tempelbesichtigungs-Tour eingeplant. Am darauffolgenden Tag musste ich dann nach Patna aufbrechen. Der Reiseführer informierte mich darüber, dass dorthin eine Busverbindung besteht, die wollte ich an diesem Tag noch näher eruieren. Von meinem netten Hotelier erfuhr ich, dass der Bus immer morgens von einem Hotel aus startet. Dort sollen ebenfalls die Tickets verkauft werden. Also beschloss ich das Hotel aufzusuchen: erst einmal um mir die Information bestätigen zu lassen und ggf. gleich ein Ticket zu kaufen. Auch hatte ich noch nichts weiter gegessen und Geld benötigte ich ebenfalls.
Mein Hotel lag in einer Nebenstraße. Somit war mein erster Weg zur Hauptstraße. Dort angekommen dachte ich an einen der Straßenstände eine Kleinigkeit zu essen. Doch als dies an der Verständigung scheiterte, verwarf ich dieses Vorhaben gleich wieder. In diesem Augenblick quatschte mich ein Fahrradrikschafahrer an: O.k., dachte ich mein Junge, bisher taten mir die Typen immer leid . Aber dadurch das hier keine großen Entfernungen zurückzulegen waren und das transportieren von Leuten schließlich sein Job ist, beschloss ich auf das Geschäft einzugehen. Als erstes zum Hotel. Der Rikschafahrer wusste natürlich wo sich dieses befindet. Dort alles geklärt. Dann Geld holen aus dem Automaten und als letztes was Essen. Wobei ich bei der Restaurantauswahl ebenfalls auf eine Empfehlung des Reiseführers zurückgriff. Als ich das Restaurant gerade betreten wollte sah einen, zwar jungen, aber immerhin interessanten Typen allein an einem Tisch sitzen. Wie sich herausstellte handelte es sich um Oli aus Deutschland. Und Oli war genauso wie ich ganz begeistert sich endlich mal mit jemanden austauschen zu können. Beide ließen wir kein gutes Haar an Indien: Es war herrlich!
Nach dem Essen verabredeten wir uns für den nächsten Tag zum Frühstück. Dem Rikschafahrer habe ich beschlossen ebenfalls am folgenden Morgen wieder zu treffen. Da sich alle nennenswerten Tempel des Ortes in unmittelbarer Nähe befinden, habe ich ihn als Reiseführer engagiert: Worüber er sich sichtlich freute.
Zum verabredeten Zeitpunkt traf ich den Rikschafahrer am folgenden Morgen. Zuerst fragte ich ihn wie viel er den für das Unternehmen als Kostenbeitrag mir berechnen möchte. Als er 200 Rupien meinte war ich mehr als einverstanden. Dieses Mal war es die richtige Wahl: Zwar habe ich seinen Namen vergessen, doch der Typ war richtig. Nachdem Frühstück mit Oli ging unsere Tour los: Eigentlich war es bekloppt von einem Tempel zum nächsten zu düsen, überall Fotos zu machen und weiterzufahren. Man sondiert das Gesehene nur nach Fotomotiven und lässt sich gar nicht mehr die Zeit es richtig auf sich wirken zu lassen. Andererseits habe ich festgestellt, dass, wenn man später die Fotos betrachtet alles noch mal ins Gedächtnis zurückgerufen wird. Und man dann das Gesehene mit den Erlebten reflektieren kann – wenn man mag. Wie dem auch sei, die Tempeltour war schon toll. Vor allen gab es kein Gedränge, oft war ich der einzige Besucher. Besonders hat mich die riesige Buddha-Statur beeindruckt. An den stadtnahen Tempeln lungerte oft eine Gruppe von Bettlern herum. Die mich mit ihren Töpfchen doch ein wenig verunsicherten: Manchen habe ich etwas gegeben.
Oli traf ich dann noch mal am Abend zum Dinner (wie man hier sagt).
Donnerstag, 18. November 2010
Nacherzaehlt: Varanasi am 29. + 30.08.10
Seit 5 Monaten habe ich Sommer rechnete ich vor 2 Tagen nach. Als ich dass 2 Berliner erzählte mit dehnen ich mich in Don Khong einer der 4000 Island in Laos an der Grenze zu Kambodscha erzählte, meinte einer von Beiden, „da kann man schon neidisch werden.“ Ja – früher - als auch für mich eine derartige Reise utopisch, ein Traum war, hätte ich ähnliches gesagt.
Nun bin ich also schon nahezu sechseinhalb Monate unterwegs und seit fast 3 Monaten schrieb ich keine Beiträge im Blog: Ich hatte keine Lust! Könnte ich sagen - War auch so - Aber es war natürlich auch mehr. Ich war dem Ganzen ein wenig überdrüssig. Die Ereignisse der Reise haben mich sehr in Anspruch genommen und, wie es halt immer so ist, wenn man eine Zeitlang etwas vernachlässigt, man lässt es schließlich völlig bleiben.
Jetzt kann ich selbstverständlich nicht wieder da ansetzen wo ich stehen geblieben bin und weiterschreiben als ob nichts gewesen wäre. Dass kann ich nicht. Die letzten 2 Wochen in Indien nach Agra, den Monat in Nepal wie auch der Aufenthalt in Vietnam, lassen sich unmöglich so detailliert rekapitulieren. Aber eine Retrospektive hat ja auch seinen Reiz. Somit wird dies also eine Nacherzählung.
Varanasi hat mich ehrlich gesagt nicht so vom Sulky geschmissen. Davon hatte ich mehr Inspiration, überhaupt mehr spirituelles Gefühl versprochen. Aufgrund der guten Erfahrungen in Ahmedabad, habe ich mich von dem Tucktuckfahrer bzw. den beiden Tucktuckfahrern die mich vom Bahnhof zu meiner Unterkunft fuhren bequatschen lassen. Am folgenden Morgen um 5:30 sollten sie mich abholen, um mir für 550 Rupien alles Sehenswerte der Stadt zu zeigen.
So ist auch geschehen: Wie vereinbart waren standen sie morgens vor dem Guesthouse. Als erstes war das morgendliche Ritual am Ganges angesagt. Um zu einer der Treppenförmigen Bauwerke zu gelangen, die abgestuft bis in den Fluss bebaut sind, mussten wir nach einer kurzen Fahrt das letzte Stück durch enge Gassen zu Fuß gehen. Plötzlich – das war schon schön, vor allem am frühen Morgen – öffnete sich der Blick, man schritt aus dem Häusergewirr und stand am Kopfe der Stufenterrassen. Von oben sah man auf den Ganges mit viel Perspektive und Weite. Doch leider hatte ich keine Zeit diese Szenerie zu genießen, denn unmittelbar darauf kam der Erste: „you want a boot?“ Ich weiß nicht mehr wie viel sie haben wollten, irgendwas zwischen 500 und 700 Rupien - „because the water-level is very high“. Und da sah ich auch schon die Gruppen auf den Booten auf und ab schippern. Aus Prinzip – (welches Prinzip?= vermutlich, weil mir das alles schon wieder zu blöd war). Als ich die Boote auf dem Fluss mit den Leuten und ihren Kameras und vor allem – die Schipper mit ihren dusseligen Argumenten, der Fluss ist hoch und deswegen kostet es soviel – habe ich keine Bootstour gemacht. Der Ritschkaheini sagte zu mir, ich sei der einzige Tourist der keine Bootstour macht. Und natürlich musste ich erst einmal 4,5 oder 6 von den Bootsfutzis abwimmeln, bis ich mich auf den Stufen in Ruhe niederlassen konnte, um das Alles, was da zu sehen war aufzunehmen. Auf der einen Seite waren da die Gläubigen Hindus, die kübelweise drecksbrühe weg schleppten. Dann, insbesondere alte Menschen, die kaum die Stufen herunter kamen, um in der Brühe zu baden. Als Krönung empfand ich aber die Tourists, die in den Booten angeschippert kamen und den Fluss etwa 400 m auf und nieder fuhren, um sich den ganzen Mist vom Fluss aus anzuglotzen und Fotos zu schissen (hätte ich natürlich auch gemacht, wäre ich in einem der Boote gefahren). Also, dass war schon sein Geld wert. - Nee, dass fand ich auf jeden Fall amüsant.
Ich weiteren Verlauf des Tages haben mich dann die beiden Knilche von einem Tempel zum nächsten gefahren. Alle waren in unmittelbarer Nähe. Womit ich mir die Fahrerei auch hätte ersparen können. Doch zu einer Sache war das Tucktuck gut: Ich konnte meine Schuhe dort belassen und sparte mir dadurch die Aktion an den Tempels, dass irgendwelche Schuhbewacher Geld von mir verlangten. Das nicht mehr bereit war zu zahlen – aus Prinzip nicht! So habe ich auch auf den Besuch eines Tempels verzichtet, weil sie dort für die Inobhutnahme meines Telefons Geld verlangten.
Am Ende der Fahrerei habe ich mich geärgert, dass ich für die Aktion 550 Rupien bezahlen sollte. Wo ich in Ahmedabad 500 zahlte und der Fahrer mich eine ordentliche Wegstrecke durch die Gegend gefahren hat. Insbesondere ärgerte ich mich deswegen darüber, weil der Ritschkaheini so großspurig am Tag zuvor gesprochen hat: was er mir alles zeigen will und wie toll das alles wird. Eigentlich ärgerte ich mich darüber, dass ich mich hab mal wieder über Ohr hauen lassen, sprich verarschen ließ.
Der Varanasi Aufenthalt endete ziemlich früh am folgenden Morgen mit der Weiterfahrt nach Boghgaya.
Donnerstag, 7. Oktober 2010
28.08.10 Agra
Mal wieder ziemlich früh ging es am folgenden Morgen los (4:30 Uhr). Mit einem Auto fuhr ich ohne gültiges Ticket zum Bahnhof. Auf den Straßen war zu dieser Zeit nichts los – vereinzelt sah ich Jogger laufen, die zu einem anderen Zeitpunkt auch keine Chance hätten.
Am Bahnhof angekommen entschloss ich mich zunächst zu einem Frühstück in unmittelbarer Nähe. Anschließend machte ich mich auf das Abenteurer Bahnfahrt ohne gültige Fahrkarte:
Wie üblich lagen oder saßen überall Leute auf dem Bahnhof herum. Eine Anzeige in der Eingangshalle war zumindest in Hauptstadt vorhanden und erleichterte damit ungemein die Orientierung. Als mir gerade der Zug den ich nehmen wollte in die Augen sprang, kam ein Typ auf mich zu der mich nach meinen Ticket fragte. Ich zeigte ihn den Ausdruck woraus hervorging, dass ich auf der Warteliste stehe. Der Typ führte mich zu einem anderen Typ (zuvor hatte ich nie so viele Bahnangestellte auf Indiens Bahnhöfen erlebt), der wiederum begleitete mich zu einem Büro, die die letzten Informationen über die Warteliste aus den Computer zauberten. Damit waren meine Chance endgültig dahin, mit dem Zug zu fahren. Der Futzi im Büro natürlich nicht dumm, offerierte mir als einzige Transportmöglichkeit nach Agra ein Taxi. In meiner Hilflosigkeit und Frustration ging ich auf das Angebot ein. Ich hatte keine Lust einen Tag länger in Delhi zu verweilen und außerdem fuhr in der Nacht schon der Zug nach Varanasi von Agra aus, den ich ebenfalls gebucht hatte.
Als wir gegen 10:30 in Agra ankam, fuhr der Taxifahrer zu einem Hotel. Eigentlich wollte ich zum Bahnhof, um meinen Sack dort bei der Gepäckaufbewahrung abzugeben. Der Typ stellte sich aber entweder ein wenig dumm an oder er meinte das Spiel noch wenig weiter treiben zu können. Am Hotel kam auf jeden Fall sofort ein weiterer Typ auf mich zu und ich hatte den Verdacht (der bestaetigte sich dann auch später), dass das Taxibusiness mit dem Hotel unter eine Decke steckt. Ich war sowieso schon über meine Dummheit geladen mich auf die Taxifahrt überhaupt einzulassen und jetzt wollten sie mich wahrscheinlich noch ein wenig mehr melken. Der Typ stellte sich als der Besitzer des Hotels vor (was sich glatte Luege herausstellte). Mir kam es als erstes darauf an meine Sachen sicher unterzubringen. Nach einigen hin und her verstauten wir mein Sack in einem Kabuff . Als nächstes wies sich der Typ als lizenzierter Touristenfuehrer aus und zeigte mir dabei seinen Ausweis. Er wollte mir neben dem Taj Mahal noch andere Attraktionen der Stadt zeigen und verlangte für jede Sehenswürdigkeit 200 Rupien. Auf den Mist wollte ich nun gar nicht eingehen und dass machte ich ihn auch deutlich. Da meinte er, zunächst führt er mich herum und später könne ich dann entscheiden was mir die Sache wert war. Darauf lies ich mich dann ein.
Allerdings wollte ich, und dass machte ihn gleich deutlich, keine große Führung. Neben dem genannten Weltwunder entschloss ich mich noch zu einer weiteren Festungsanlage.
Nach der Besichtigung und dem Lunch, schleppte mich der Typ zu einem dieser Verkäufer von typischen Handwerk. Nach anfänglichen Widerwillen ließ ich mich auf die Geschichte ein: was hatte ich schon zu verlieren und kaufen – werde ich sowieso nichts. Es war interessant was ich hier über die Arbeiten am Taj Mahal erfuhr. Der Typ hat sich richtig viel Mühe gegeben und es tat mir fast leid ihn später enttäuschen zu müssen.
Das Taj Mahal hat mich dann - live on stage – muss ich sagen, schon beeindruckt!
Anschließend habe ich für den Rest des Tages mir ein Hotelzimmer gebucht und mich ausgeruht. Am Abend ging es mit der Bahn nach Varanasi – zum nächsten holyplace in Indien.
25.08. - 27.08.10 Delhi
Delhi stand nur deswegen als Reiseziel auf meiner Liste, um mir dort ein Visum für China zu besorgen. Ungewöhnlicherweise hatte ich für die Stadt gleich mehrere Couchsurfer Optionen. Allerdings war nur eine darunter die richtig konkret war: mit Telefonnummer sowie Adresse.
Am Bahnhof ausgestiegen, entschloss ich mich mit der U-Bahn nach New Delhi (mittlerweile sagt man nur noch Delhi: was aus dem alten Delhi sowie New Delhi besteht) zu fahren. Die U-Bahn war relativ neu und wurde behütet wie ein rohes Ei. Die Inder hatten nach den Bomben Anschlägen verdammt viel Schiss und viele Einrichtungen wurden dementsprechend vom Militär bewacht. Um in die U-Bahn zu gelangen musste man ähnliche Sicherheitsvorkehrungen wie am Flughafen über sich ergehen lassen. Fotografieren war verboten (ich habe versucht mehre Fotos zu machen, als ich dabei beobachtet wurde, musste ich das Foto löschen). Nachdem ich längere Zeit auf dem U-Bahn-Plan geschaut habe, entschied ich mich für eine Haltestelle die in meinem Reiseführer als recht Zentral beschrieben wurde. Dort versprach ich mir alles zu bekommen was ich benötigte, z.B. ein Internetcafe.
Als ich ausstieg war auf dem Platz sowie in der Umgebung gerade Großbaustelle angesagt, was meine Orientierung unheimlich erleichterte. Meine Hilflosigkeit wurde von einem freundlichen Herrn erkannt, der mich zu einem Touristenbüro führte, was sich in der Nähe befand. Im daneben befindlichen Internetcafe konnte ich die neuesten Nachrichten von meinen Couchsurfing-Kontakt abrufen. Erfreulicherweise schrieb der Couchsurfer, dass er beim Nachbarn einen Schlüssel hinterlegt hat. Doch zuvor sollte ich mich auf jeden Fall telefonisch bei ihn melden. Doch leider stimmte irgendwas mit der Nummer nicht, die er mir übermittelt hat. So fuhr ich mit einem Auto zu der Adresse, denn ich wollte zunächst meine Klamotten los werden. Einzelheiten möchte ich mir an der Stelle ersparen, doch die ganze Aktion war auf jeden Fall nicht so mal eben erledigt.
Als ich meine Sachen los war und mit dem Couchsurfer (dessen Name mir jetzt nicht einfällt) für den Abend eine Verabredung via neuer richtiger Telefonnummer treffen konnte, fuhr ich mit dem Auto wieder ein zurück in die Stadt, wo ich erst einmal was Essen ging.
Als ich zum verabredeten Zeitpunkt wieder bei der Wohnung war, traf ich auf ein nettes Couchsurferpaar. Wie sich herausstellte waren beide erst seit kurzem wieder in Indien. Zuvor lebten sie in Aachen: Er hatte dort studiert und sie hat ihn das letzte Jahr begleitet. O.k., dass dazu.
Delhi machte anfangs auf mich einen positiven Eindruck. Anders als in Bombay war die Stadt viel sauberer. Doch nach einem Tag wurde ich eines besseren belehrt: Man konnte genauso schlecht durch die Gegend laufen, überall waren Zäune oder Mauern, von einem Park der offensichtlich auf meiner Karte vorhanden war, fehlte in der Wirklichkeit jede Spur: Es gab einfach keinen Eingang. Jeden den ich fragte verstand mich entweder nicht oder wusste auch nichts.
Mit dem Visa hat es dann auch nicht geklappt: Erst war ich bei der Botschaft an der falschen Adresse (die Chinesen wollten sich mit dem Kram wohl nicht mehr herumärgern und haben die Angelegenheit outgesourct) und bei zuständigen Stelle verlangte man von mir ein Returnticket. Was nicht vorweisen konnte und auch gar nicht vor hatte zu kaufen. Somit habe ich China von meiner Reiseroute gestrichen!
Der Couchsurfer hat mir über sein Account Zugfahrkarten besorgt. Wobei ich für Agra, was mein nächstes Ziel war, auf der Warteliste stand. Nach Einschätzung des Pärchen bestand aber kein Grund zur Beunruhigung. Sie waren davon überzeugt, dass ich auf jeden Fall das Ticket bekommen werde.
Dadurch das eine eingeplante Wartezeit für das Visa nicht notwendig war, konnte ich den Aufenthalt in Delhi auf 3 Tage beschränken. Was mir sehr entgegen kam. An einem Tag bin ich von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten via Auto gefahren. Gleich zu Anfang, als ich eine alte Festungsanlage besichtigen wollte, benötigte ich extrem lange für den Weg, da alle Straßen verstopft waren. Der Autofahrer hat alle Tricks versucht, um schneller voran zu kommen. So ist er z.B. - wie andere auch – über die Fußgängerwege gefahren.
Die Anlage an sich wurde bewachte, als ob in der nächsten Zeit ein Angriff zu Befürchtung war. Man kam durch das Tor und ging auf einen MG-Schützen zu der sich mit einen Großkalibrigen MG hinter einem Haufen von Sandsäcken verbarrikadiert hatte.
Viel mehr möchte ich zu Delhi eigentlich nicht schreiben, auch wenn ich darüber ein ganzes Buch verfassen könnte. Denn Geschichten – große und kleine – sind auch dort eine ganze Menge passiert. Ich war froh mich am folgenden Morgen verpissen zu können.
21.08.10 – 24.08.10 Jaisalmer
In den kommenden 3 Tagen habe ich die Kamelsafari unternommen und am Dienstag bin ich mit dem Zug nach Delhi gefahren: So könnte man kurz auf den Punkt bringen. Denn zu ausführlichen Erläuterung darf ich mich nicht mehr hinreißen lassen. Mittlerweile bin ich schon in einem anderen Land und …
Aber so einfach will ich es mir dann doch nicht machen: Die Kameltour begann damit, dass man mich in einem Jeep ein gutes Stück aus die Stadt gefahren hat. Dort traf ich auf einen Typen mit 2 Kamelen. Die Kamele wurden mit Lebensmittel sowie Wasser und uns beladen und dann ging's los, ab in die Wüste - Doch wie ich schon an anderer Stelle schilderte, war es ja keine richtige Wüste. Es handelt sich wohl im weitesten Sinne um Savanne und die war ganz schön grün. Was nach einiger Zeit auch zu schätzen wusste.
Wir dackelten also mit an all den Plunder durch die Gegend: Ganz so ruhig wie ich mir dass vorgestellt habe war es allerdings nicht. Ein stetiger Wind war unserer Begleiter. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichten wir ein Dorf, wo dann Mittag gekocht wurde. Dabei bekam mein Führer Unterstützung von einem Dorfbewohner. Anschließend war ausruhen angesagt. Ich beobachtete zwei Pillendreher wie sie sich um ein Loch kabelten. Ein Kampf der sich einige Zeit hinzog - fande ich interessant. Gab ja auch sonst nicht viel zu tun. Pillendreher waren überhaupt sehr stark vertreten in der Prärie. Sobald ein Kamel oder ein Scheiße produzierendes Wesen – so auch der Mensch, wie ich noch feststellen konnte - was fallen ließ, waren die Pillendreher schon da und erledigten ihre durchaus anstrengendes Geschäft. Wie vermutlich jeder weiß, drehen sie aus der Scheiße kleine – manchmal auch etwas zu große Kügelchen, und bringen diese in ihrem Loch in der Erde unter. Weil man ja so in der Wüste einiges an Zeit hat, gehen einem auch einige Gedanken durch den Kopf. Zu den Pillendreher ist mir, als ich mir all das Grün der Umgebung so anschaute eingefallen, dass diese kleinen emsigen Viecher vermutlich erheblichen Anteil daran haben. Denn überall verbudeln sie die Kacke der Kamele und die Kacke steckt voller Samen, die von den z.B. Kamelen nicht verdaut wurden. Insofern erfüllen die Käfer eine Gärtner Funktion. Meine These, die wahrscheinlich schon längst in ausführlichen wissenschaftlichen Abhandlungen niedergeschrieben steht.
Nach der 2-3 stündigen Pause machten wir uns wieder auf den Weg. Beim Reiten auf einem Kamel verfällt man nach einer gewissen Zeit in einem meditativen Zustand. Es wäre insofern sehr entspannend würde nicht die ungewohnte Sitzposition zu Verspannungen der Oberschenkelmuskulatur führen. Deswegen war ich ganz froh als wir gegen Abend unser Nachtlager erreichten: Ein sehr beachtliche Düne! Wahrscheinlich eine Wanderdüne. Allerdings mit stellenweisen Bewuchs. Was eine ordentliche Wanderdüne vermutlich nicht aufweist – aber was weiß ich …
Dort gab es wieder was zu essen und während gekocht wurde schlug ich mein Zelt auf. Was ja schließlich auch mal zum Einsatz kommen muss. Unabhängig davon hatte ich keine Lust unter freien Himmel zu schlafen.
Am folgenden Morgen war es dann soweit: Ich musste mich Entleeren! Also, ich ein wenig weg von dem riesigen Sandhaufen, um dort tätig zu werden. Und was soll ich euch sagen – ich hatte die Hose noch nicht richtig hochgezogen, da waren die Viecher schon da und räumten die Scheiße weg. Toll, fand ich dass. Man müsste solche Käfer für Plastikdreck züchten können. Dass wäre mal was!
Am nächsten Tag trotteten wir weiter durch die Gegend. Später tauchte der Checker Amin im Jeep mit 4 Mädels aus Spanien auf. Die hatten wohl bei ihn eine Tages-Wuesten-Tour gebucht inkl. Kamelritt. Was bedeutete, dass ich meinen Platz zur Verfügung stellen musste. Ich dachte nur, dass gibt es doch gar nicht! Jeweils 2 Mädel setzten sich auf ein Kamel und wurden dann von meinem Führer eine halbe Stunde durch die Gegend geführt.
Am Abend nächtigen wir dann bei einem Wadi (ausgetrockneter Fluss, der ab und zu mal Wasser führt). Wobei sich zu uns eine ganze Horde von „Wüstensöhnen“ gesellten. Ein Schafhirt kam mit einem total aufgeblähten Schaf über den Schultern an: Das Schaf hatte zu viel Gras gefressen, war die Erklärung – hatte ich auch noch nie gehört. Am nächsten Morgen war das Schaf tot.
Gegen 11 Uhr am nächsten Tag kamen neue Klienten, die wir von der Straße abholten. Alle wurden mit einem Kamel versorgt und dann konnte sich die Karawane in Bewegung setzen. Ich muss ja sagen, dass ich die Zeit allein mit meinen Führer nicht unangenehm empfand. Im Gegenteil: Es war schön ruhig. Zur Gruppe zählten jetzt 4 schnatternde Spanier und 2 Franzosen mit dementsprechenden Führern. Anyway, dachte ich … am Nachmittag sollte mein Trip sowieso zu Ende gehen. So war es auch. Allerdings nicht so wie es verabredet war: was auch sonst! Es tauchte ein Knilch mit einem kleinen Motorrad auf, der mich zum nächsten Ort fahren sollte. Eigentlich war vereinbart, dass mich der Jeep abholen sollte. Da war ich schon angepisst. Aber was sollte ich tun, ich war Manövriermasse. Also mit dem Drecksding off-road auf Sandwegen durch die Savanne. Was ein richtiges rumgeeiere war, könnt ihr euch ja vorstellen. Doch dann passierte etwas, was ich sonst nicht erzählen könnte. Ich habe ja schon lang und breit von dem ständigen Gehupe der Inder berichtet - wovon ich mich gerade ein wenig erholt hatte. Und was soll ich euch sagen, wir schlitterten über die Sandwege, kein Hindernis weit und breit, da platzierte sich ein kleiner Vogel auf einem Ministrauch vor uns – und was glaubt ihr, was der Spunti von Mopedfahrer macht: Er Hupt! Ich konnte es gar nicht glauben – die spinnen die Inder, sag ich euch.
Natürlich war die Moped-Tour mit erreichen des nächsten Ortes nicht zu Ende. Angeblich war der Jeep defekt und konnte mich nicht abholen. Was bedeutete, dass ich die Strecke nach Jaisalmer auf dem Moped ausharren musste.
Dort angekommen, hat der Spunti fast ein Fussgaenger überfahren, weil er vergessen hatte zu hupen. Er fuhr einfach in ihn hinein und meinte auch noch im Recht zu sein, da der Fussgaenger ja zur Seite hätte gehen müssen. Das sind Vögel sag ich euch!
Als wir den Platz in der Nähe der Herberge erreichten, stand der Jeep fett auf seinen angestammten Platz. Von Reparaturbedürftigkeit oder ähnlichen fehlte jede Spur. Was ich mir schon gedacht hatte. Am Abend hatte ich dann noch ein Rendezvous mit Kavi, der mich zum Essen ausführte.
Am Dienstag fuhr ich dann, wie schon geschildert, mit der Bahn nach Delhi. Eine Fahrt von 16 Stunden im Sleeper-Abteil.
Donnerstag, 16. September 2010
19.08. - 20.08.10 Jaisalmer
Eigentlich war alles erledigt: Die Kamelsafari war für 3 Tage ab Samstag bei Amin gebucht. In den folgenden beiden Tagen wollte ich mir die Stadt anschauen und es einfach ruhig angehen lassen.
Das Frühstück nahm ich im Guest-House auf der Terrasse zu mir. Dort lungerten immer einige Leute herum. Mir wurde die ganze über nicht deutlich, ob die Typen im Hotel beschäftigt waren oder nur die Zeit totschlugen. Auf jeden Fall verhielten sich insbesondere die Jugendlichen mir gegenüber als ob ich ein alter Kumpel von dehnen wäre. Was mir gar nicht gefiel! Aber da ich es anfangs nicht abgeklärt hatte, lies ich es später auf sich beruhen. Mir reichte auch das ständige gehassel in den Straßen. Sobald man die Herberge verließ war man Freiwild. Oft reagierte ich nicht mehr auf die Anmache: Wo kommst du her, wie ist dein Name, wo willst du hin ...oder willst du dieses oder jenes dir anschauen, kaufen, etc. Manchmal sagte ich einfach: No! Oder wurde auch schon mal, wenn sie völlig nervig waren ein wenig ungehalten. Deswegen lies ich dass mit dem Jungvolk aus dem Guest-House über mich ergehen. Natürlich machte ich mich auch hin und wieder über sie lustig oder versuchte sie darüber aufzuklären, dass man gewisse Dinge oder Verhaltensweisen in der Gastronomie nicht macht. Denn eines ist sicherlich klar, ausgebildete Kräfte in der Gastronomie sind in Indien selten und in Jaisalmer vermutlich nicht zu finden. Einer der Knaben – im wahrsten Sinne des Wortes – war angeblich 12 Jahre alt. Sah aber aus wie 7. Was natürlich auf Kinderarbeit hinauslief. Worüber ich mich mit den älteren Typen unterhielt. Nach seiner Aussage wurde der Junge vom Vater wie trocken Brot angeboten. Am dritten Tag meines Aufenthalts war der Kurze dann weg. Auf mein Nachfragen, erhielt ich zur Antwort, dass er jetzt woanders arbeitet. Wahrscheinlich war ich durch mein Einmischen zumindest Mitschuld und fühlte mich gar nicht wohl in meiner Haut. Wer weiß unter was für Bedingungen er jetzt sein Leben fristet.
Auf jeden Fall musste ich nach dem Frühstück mein tolles Zimmer gegen ein weitaus weniger angenehmes eintauschen. Wobei ich auf mein bitten hin wenigstens eines mit Fenster bekam. Das alte Zimmer war für ein kommenden Gast bestimmt. Mir kam der Gedanke, dass ich am ersten Tag nur das wunderbare Zimmer erhielt, um mich gefügig für den Vertragsabschluss zu stimmen. Wie gesagt, den Brüdern traute ich nicht über den Weg und ganz so abwegig fand ich die Strategie nicht.
Der Besuch spätere in der Stadt gestaltete sich zu einer Art Spießrutenlauf. Da jeder versucht das „schnelle und leichte Geld“ der Touristen ab zugreifen, findet sich diesbezüglich in der Stadt ein Geschäft neben dem Nächsten. Irgendwie kam ich mir vor wie auf der Flucht, als ich durch die engen durchaus schönen Gassen der Stadt spazierte. Wobei ich mich hoffnungslos verlaufen habe. Immer wieder traf ich auf die selben Typen, die ich dann auch noch nach dem Weg fragen musste, obwohl ich sie zuvor mehr oder weniger barsch abgewiesen habe.
Als ich schließlich das Stadttor der ummauerten Altstadt wieder fand (ich konnte es einfach nicht genießen durch die schöne Stadt zu laufen und war froh wieder heraus zu sein), holte ich mein Bahnticket für meine Weiterfahrt nach Dehli ab, das ich bei einem der Anbieter zuvor bestellte hatte (man bezahlt bei den Typen ungefähr 150 Rupien „Bearbeitungsgebuehr“, dafür spart man sich die ganze Aktion am Bahnschalter). Dann war ich außerhalb der Stadtmauern und stand vor dem gleichen Problem wie in der Stadt: Der Weg zum Hotel war mir ein Rätsel. Wie soll man sich auch auf den Weg konzentrieren, wenn man ständig an gequatscht wird. Zu guter Letzt nahm ich ein Auto und zahlte für einen Katzensprung 20 Rupien. Zunächst wollte ich nur 10 zahlen, habe mich dann aber ergeben, mir fehlte einfach die Kraft für weitere Auseinandersetzungen.
Zurück im Hotel – war ich erst mal froh meine Ruhe zu haben und ließ es für den Rest des Tages damit bewenden. Das gleiche gilt eigentlich auch für den Freitag. Viel habe ich an dem Tag nicht gemacht. Bin mal Essen gegangen, hab mir eine Papaya und ein paar Bananen gekauft. Kavi hat sich ganze Zeit nicht blicken lassen. Dagegen traf ich Amin öfters. Anfangs versprach er mir die Stadt zu zeigen. Es kann sein, dass deswegen nichts daraus geworden ist, weil ich ihn, als er über Umwege das Schwulen Thema wieder neu beleben wollte, einfach sagte, dass ich mit Schwulen keine Probleme habe aber das ich nicht schwul bin.
Man muss dazu sagen, Sexualität ist in Indien ein schwieriges Thema: Vor der Ehe schon mal gar nicht und in der Ehe ist es auch nicht einfach. Weil jedes mal kleine Kinder dabei herauskommen. Die wiederum einen ungestörten Beischlaf in dem begrenzten Wohnungen schlichtweg unmöglich machen. Und Schwule stehen in dieser Gesellschaft nicht hoch im Kurs.
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