Donnerstag, 16. September 2010
19.08. - 20.08.10 Jaisalmer
Eigentlich war alles erledigt: Die Kamelsafari war für 3 Tage ab Samstag bei Amin gebucht. In den folgenden beiden Tagen wollte ich mir die Stadt anschauen und es einfach ruhig angehen lassen.
Das Frühstück nahm ich im Guest-House auf der Terrasse zu mir. Dort lungerten immer einige Leute herum. Mir wurde die ganze über nicht deutlich, ob die Typen im Hotel beschäftigt waren oder nur die Zeit totschlugen. Auf jeden Fall verhielten sich insbesondere die Jugendlichen mir gegenüber als ob ich ein alter Kumpel von dehnen wäre. Was mir gar nicht gefiel! Aber da ich es anfangs nicht abgeklärt hatte, lies ich es später auf sich beruhen. Mir reichte auch das ständige gehassel in den Straßen. Sobald man die Herberge verließ war man Freiwild. Oft reagierte ich nicht mehr auf die Anmache: Wo kommst du her, wie ist dein Name, wo willst du hin ...oder willst du dieses oder jenes dir anschauen, kaufen, etc. Manchmal sagte ich einfach: No! Oder wurde auch schon mal, wenn sie völlig nervig waren ein wenig ungehalten. Deswegen lies ich dass mit dem Jungvolk aus dem Guest-House über mich ergehen. Natürlich machte ich mich auch hin und wieder über sie lustig oder versuchte sie darüber aufzuklären, dass man gewisse Dinge oder Verhaltensweisen in der Gastronomie nicht macht. Denn eines ist sicherlich klar, ausgebildete Kräfte in der Gastronomie sind in Indien selten und in Jaisalmer vermutlich nicht zu finden. Einer der Knaben – im wahrsten Sinne des Wortes – war angeblich 12 Jahre alt. Sah aber aus wie 7. Was natürlich auf Kinderarbeit hinauslief. Worüber ich mich mit den älteren Typen unterhielt. Nach seiner Aussage wurde der Junge vom Vater wie trocken Brot angeboten. Am dritten Tag meines Aufenthalts war der Kurze dann weg. Auf mein Nachfragen, erhielt ich zur Antwort, dass er jetzt woanders arbeitet. Wahrscheinlich war ich durch mein Einmischen zumindest Mitschuld und fühlte mich gar nicht wohl in meiner Haut. Wer weiß unter was für Bedingungen er jetzt sein Leben fristet.
Auf jeden Fall musste ich nach dem Frühstück mein tolles Zimmer gegen ein weitaus weniger angenehmes eintauschen. Wobei ich auf mein bitten hin wenigstens eines mit Fenster bekam. Das alte Zimmer war für ein kommenden Gast bestimmt. Mir kam der Gedanke, dass ich am ersten Tag nur das wunderbare Zimmer erhielt, um mich gefügig für den Vertragsabschluss zu stimmen. Wie gesagt, den Brüdern traute ich nicht über den Weg und ganz so abwegig fand ich die Strategie nicht.
Der Besuch spätere in der Stadt gestaltete sich zu einer Art Spießrutenlauf. Da jeder versucht das „schnelle und leichte Geld“ der Touristen ab zugreifen, findet sich diesbezüglich in der Stadt ein Geschäft neben dem Nächsten. Irgendwie kam ich mir vor wie auf der Flucht, als ich durch die engen durchaus schönen Gassen der Stadt spazierte. Wobei ich mich hoffnungslos verlaufen habe. Immer wieder traf ich auf die selben Typen, die ich dann auch noch nach dem Weg fragen musste, obwohl ich sie zuvor mehr oder weniger barsch abgewiesen habe.
Als ich schließlich das Stadttor der ummauerten Altstadt wieder fand (ich konnte es einfach nicht genießen durch die schöne Stadt zu laufen und war froh wieder heraus zu sein), holte ich mein Bahnticket für meine Weiterfahrt nach Dehli ab, das ich bei einem der Anbieter zuvor bestellte hatte (man bezahlt bei den Typen ungefähr 150 Rupien „Bearbeitungsgebuehr“, dafür spart man sich die ganze Aktion am Bahnschalter). Dann war ich außerhalb der Stadtmauern und stand vor dem gleichen Problem wie in der Stadt: Der Weg zum Hotel war mir ein Rätsel. Wie soll man sich auch auf den Weg konzentrieren, wenn man ständig an gequatscht wird. Zu guter Letzt nahm ich ein Auto und zahlte für einen Katzensprung 20 Rupien. Zunächst wollte ich nur 10 zahlen, habe mich dann aber ergeben, mir fehlte einfach die Kraft für weitere Auseinandersetzungen.
Zurück im Hotel – war ich erst mal froh meine Ruhe zu haben und ließ es für den Rest des Tages damit bewenden. Das gleiche gilt eigentlich auch für den Freitag. Viel habe ich an dem Tag nicht gemacht. Bin mal Essen gegangen, hab mir eine Papaya und ein paar Bananen gekauft. Kavi hat sich ganze Zeit nicht blicken lassen. Dagegen traf ich Amin öfters. Anfangs versprach er mir die Stadt zu zeigen. Es kann sein, dass deswegen nichts daraus geworden ist, weil ich ihn, als er über Umwege das Schwulen Thema wieder neu beleben wollte, einfach sagte, dass ich mit Schwulen keine Probleme habe aber das ich nicht schwul bin.
Man muss dazu sagen, Sexualität ist in Indien ein schwieriges Thema: Vor der Ehe schon mal gar nicht und in der Ehe ist es auch nicht einfach. Weil jedes mal kleine Kinder dabei herauskommen. Die wiederum einen ungestörten Beischlaf in dem begrenzten Wohnungen schlichtweg unmöglich machen. Und Schwule stehen in dieser Gesellschaft nicht hoch im Kurs.
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