the blue moon

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Dienstag, 24. August 2010

13.08.10 von Bombay nach Ahmadabad


Um 5:30 fuhr ich mit dem Taxi durch die ziemlich verwaisten Straßen von Bombay. Eine Zeit wo die wenigen roten Ampeln unterwegs einfach ignoriert wurden. Ohne nach rechts oder links zu schauen nahm der Taxifahrer die vermeidlichen Hindernisse – ungebremst: einfach drüber! Trotzdem, obwohl wir zügig unterwegs waren, benötigten wir für die Fahrt annähernd 50 Minuten. Somit war ich etwa 40 Minuten bevor der Zug fahrplanmäßig eintreffen sollte am Bahnhof. Genügend Zeit um das richtige Gleis etc. zu finden. Es gab eine Leuchtdioden Anzeige worauf schon einige Züge zu finden waren. Doch meine Bahn war noch aufgelistet. Da auf den einzelnen Gleisen keinerlei Informationen zu finden waren, beschloss ich mich in der Nähe der Anzeige aufzuhalten. Aus der Position konnte ich alle anderen Gleise gut überblicken. Auf machen Gleisen machten sich gerade Leute für den Tag „zurecht“, sie haben dort die Nacht verbracht. Das waren aber keine Reisende, die auf den Morgenzug warteten. Nein, es waren Menschen der Stadt, denen es vermutlich auf den Bahnsteigen am bequemsten oder am sichersten war. Außerdem waren die Gleise überdacht, was in der Regenzeit mit Sicherheit von Vorteil ist.
Als die ersten Züge angezeigt wurde, die nach meinen eintreffen sollten, musste ich Wohl oder Übel meine Taktik ändern. Aus meiner Perspektive hatte ich schon ausgemacht, dass Langstreckenzüge auf einem bestimmten Gleis zu halten scheinen: Also ich dorthin! Auf dem Gleis schaute ich auch erst einmal dumm aus der Wäsche. Alle übrigen Personen starrten mich natürlich an. Untätig kam ich also ich weiter, also musste ich mal wieder fragen. Meine Vermutung war schon richtig: Ich befand mich auf dem richtigen Bahnsteig. Der erste sagte das eine Gleis, der nächste meinte das Andere. Doch unterm Dach, an den jeweiligen Gleisen, befanden sich Anzeigen. Auf einen der Anzeigen wurde endlich (kurz vor 7) mein Zug offeriert. Gleichzeitig, neben der Zugnummer, wurde die Abteilungsnummer mitgeteilt. Das waren gute Informationen, auch wenn ich noch über den gesamten Bahnsteig laufen musste, um zu meinen Abteil und damit zu meinem reservierten Platz zu gelangen. Kaum war ich angekommen, konnte ich auch schon einsteigen, denn der einfahrende Zug kam gerade zum Stehen.
Die Bahn machte einen guten Eindruck: Sauber, gekühlt (für meinen Geschmack ein wenig zu kühl), nahezu europäische Standard. Kurz nachdem die Fahrt für mich begann, kam auch schon ein Bahnangestellter und bot jedem Tee an. Anschließend gab es Fruehstueck; später erneut etwas zu trinken, und schließlich Lunch: Das ganze Programm. Damit hatte nun gar nicht gerechnet und als ich um halb 2 in Ahmedabad eintraf war ich gut satt.
Dort angekommen, war ich noch nicht ganz aus dem Zug gestiegen, da war schon der Erste da: Taxi! Taxi! Puh, dachte ich. Rahul hatte mir per Mail nicht nur die Andresse, sondern auch den Preis für die Fahrt mitgeteilt. Nach seiner Information beträgt die Fahrt mit dem Tucktuck (er nennt das Gefährt: Auto) 65 Rupien. Sowohl den Preis sowie die Zieladresse (IM-Campus) hatte ich mir unter Notizen in meinem Telefon notiert. Mit den Informationen fragte ich den Nervbolzen, wie viel er für die Fahrt (und ich zeigte ihn meine Notizen) denn haben wolle? 150, gab er mir zur Antwort. Ich war bereit 100 zu zahlen, da ich mir schon darüber im Klaren war, dass der reguläre Preis schwer zu erzielen sein wird (später erfuhr ich von Rahul, dass die sogenannten „Autofahrer“ tatsächlich nach km abrechnen). Noch während der unsympathische erste Driver sich über mein Angebot mokierte, kam auch schon ein Anderer der mich für 100 zum Campus fuhr.
Die Fahrt durch Ahmedabad war mal wieder ein Erlebnis, wobei ich mich schon so langsam an den Fahrstil gewöhnt hatte: Was blieb mir auch anderes übrig. Und, wie ich mir schon dachte, war es nicht mal eben eine Fahrt um die Ecke. Etwa 10 km beträgt die Entfernung zum Campusgelände. Als wir am dortigen von Sicherheitskräften bewachten Tor ankamen, rief ich Rahul an, der kurze Zeit später dorthin kam um mich abzuholen. Ich war erleichtert endlich wieder eine Person zu treffen, der ich vertrauen konnte, wo ich meine Adrenalinausschüttung wieder ein wenig herunterfahren konnte. Rahul hatte mir ja angeboten, mit ihn gemeinsam in seiner Kammer zu schlafen oder eines Apartment (für 100 Rupien am Tag) zu mieten, dass die Uni extra für solche Gelegenheiten bereitstellt. Natürlich entschloss ich mich für die zweite Möglichkeit. Deswegen fuhren wirr erneut mit einem Auto zu der Unterkunft. Denn diese Unterkünfte befanden sich in einem andern Abschnitt des Campusgeländes: Das schon vor einigen Jahren von einem indischen Stararchitekten entworfen wurde (der Name sagte mir aber nichts, deswegen habe ich ihn auch gleich wieder vergessen). Das Gelände an sich war mit einer hohen Mauer umgeben, mit viel Sicherheitspersonal bewacht und ziemlich groß. Es war wie eine Oase: wesentlich ruhiger als draußen, mit vielen Bäumen bewachsen, grün und sauber und die Architektur machte auch was her. Nachdem mich Rahul abgesetzt hatte, wir uns ein wenig kennen gelernt hatten, war er auch schon wieder weg. Der Junge war scheinbar schwer beschäftigt. Was wahrscheinlich normal ist, wenn man auf eine Eliteuni geht. Ich hingegen war darüber erfreut wieder ein wenig meine Ruhe zu haben, in einem doch recht angenehmen Apartment: stellte ich fest. Allerdings machte sich bei mir erneut die ungewohnte Ernährung oder was auch immer bemerkbar: Mein Darm spielte mal wieder ein wenig verrückt – leider!
Später tauchte Rahul wieder auf, brachte mir ein Kabel für den Internetzugang mit (der selbstverständlich auf dem Campusgelände obligatorisch ist) sowie ein „Moskitovertreiber“den man in die Steckdose steckt und, wie ich schon andernorts festgestellt habe, recht wirksam ist. Nachdem alles eingerichtet war (Computer) wollten wir gemeinsam Essen gehen. Zwar sagte mir mein Magen-Darmtrakt – bleib lieber zuhause – doch ich wollte nicht hören und ebenso wollte ich die Gelegenheit mit Rahul ein bisschen Zeit zu verbringen nicht ausschlagen. Rahul führte mich in ein Lokal, was genauso gut hätte in Dortmund sein können. Ich ass zwar nur ein wenig Pasta, doch dass war schon genug. Während der Rücktour zum Campus betete ich still vor mich hin rechtzeitig dort einzutreffen. Jeder Buckel oder nur die kleinste Bodenerhebung war eine Qual. Als wir endlich bei meinem Apartment eintrafen, sagte ich kurz und schnell Adios, und begab mich dorthin wo es mir eine Erleichterung war. Für den folgenden Tag hatte Rahul schon ein Programm für mich ausgearbeitet, was mich aber vorläufig nicht so sehr interessierte.

11.+ 12.08.10 Bombay


Am Mittwoch bin ich um 9 Uhr vor die Tür und fragte den nächsten Tucktuckfahrer wie viel er für die Fahrt in den Stadtteil Chembur zum Hotel „Perl“ verlangt Den Namen des Hotels sowie die Anschrift hatte ich zuvor notiert. Nach einer kurzen Überlegungphase bot er mir RS 150 an, was ich für durchaus akzeptabel hielt. Also den Sack geholt, raus aus dem einen Hotel - hin zum nächsten Hotel. Zuvor hat sich der Fahrer noch von jemand die Route erklären lassen und dann ging es los. Die Fahrt mit dem Gefährt ist genauso spektakulär wie die Fahrt mit einer Achterbahn.
Obwohl Bombay mit etwa 16,5 Mill. Einwohner eindeutig zu den groeßeren Städten der Welt zu zählen ist, findet man kaum Ampeln auf den Straßen. Der Verkehr ist der absolute Wahnsinn, doch schwere Unfälle scheinen nicht so häufig stattzufinden. Bei der Geräuschkulisse konnte ich – wenn ich nur Budapest denke - kein Sirenengeheul ausmachen. Die Verkehrsteilnehmer fahren auf Tuchfüllung miteinander. Oft sind die Aktionen so knapp, dass man sich anschließend fragt wie es funktioniert hat. Auch das Einscheren in den fließenden Verkehr nach der Methode - Augen zu und durch – klappt! Mit Ampeln und regelkonformes Verhalten wie in Deutschland, würde der Verkehr wahrscheinlich zusammen brechen. Zuletzt noch eine Anmerkung zu den Ampeln: Ab und zu findet man schon mal eine. Doch deren Notwendigkeit bzw. Regeln wird den Verkehrsverhältnissen entsprechend ausgelegt. Bei geringen Verkehrsaufkommen fahren die Teilnehmer einfach ungebremst über eine rote Ampel.
Der Fahrer war scheinbar noch nie in dem Stadtteil Chembur. Wie ein Kind strahlte er und rief ab und zu mal jemand den er eventuell kannte oder auch nicht - Chembur! - zu. Auch musste er unbedingt noch mit mir gemeinsam ein Tee trinken. Na ja, die Freude wollte ich ihn nicht nehmen. Obwohl ich hinsichtlich des verwendeten Wasser schwere Bedenken hatte. Da ich schon aus dem Reiseführer darauf vorbereitet war was mich zukommt, nämlich ziemlich süßes Zeug, bedeutete die Plärre keine Überraschung für mich.
Relativ gut hat der Vater von 10 Kindern, wie er mir u.a. berichtete (er war sowieso recht redselig, wobei ich das Meiste von seinen Erzählungen nicht verstand), meine neue Bleibe gefunden.
Das Zimmer im „Pearle“ konnte man gar nicht mit dem anderen Hotel vergleichen: Groß und geräumig, auch das Badezimmer. Gleichfalls die Gegend war viel angenehmer. Ich fühlte mich schon viel wohler. Doch heute wollte ich mich nicht in mein Zimmer verkriechen, sondern Bombay zumindest ein wenig kennen lernen. Also machte ich sogleich auf dem Weg: Nach dem Lunch hatte ich vor mit der „S-Bahn“ in die Innenstadt fahren.
Den nahen Bahnhof habe ich relativ gut gefunden. Doch damit nicht genug, jetzt brauchte ich eine Fahrkarte. An den 4 Schaltern befanden sich jeweils lange Schlangen. Doch welches Ticket brauche ich überhaupt und in welche Richtung muss ich fahren? (Was nicht heißen soll, dass ich nicht wusste wohin ich fahren wollte. Leider wird auch in Indien mit Informationen gegeizt: Jede Kleinigkeit muss man sich erarbeiten bzw. erfragen. Notwendige Informationen, selbst an großen Bahnhöfen, sind Mangelware. Geschweige denn, dass man Personal findet, welches man fragen kann. Was wiederum recht unverständlich ist: Denn eigentlich gibt es ja genug Menschen, die bestimmt auch gerne bei der indischen Bahn arbeiten würden). Noch recht unschlüssig stand ich herum und beobachtete die Szenerie. Plötzlich tauchte ein Typ neben mir auf mit dem ich mich im Foyer des Hotels unterhalten hatte. Gerade hatte er für sich und seine Freundin Fahrscheine gekauft. Von ihm bekam ich die nötigen Informationen für die bevorstehende Fahrt. Da unser Gespräch ein Typ am Ende einer Schlange interessiert verfolgte, nahm ich den gleich in die Pflicht, um mir beim Kaufen von den Fahrscheinen behilflich zu sein. Als ich endlich an der Reihe war, wurde ich nach 1. oder 2. Klasse gefragt. Zuvor hatte ich mir vorgenommen in der 1. Klasse zu fahren. Doch in dem Moment überzeugte mich der Preis: In Folge dessen: 2. Klasse! Am Bahnsteig angekommen traf ich meinen Helfer wieder. Der machte mir Mut den gerade eingefahrenen Zug zu besteigen. Denn, wie man es so aus Berichten und Dokumentationen kennt, war die Bahn absolut voll. Die Leute quollen regelrecht aus jeder Tür heraus und als der Zug hielt, wollten mit mir noch einige Andere den Zug besteigen. Ich konnte es gar nicht glauben, worauf ich mich da wieder eingelassen habe. Doch irgendwie wollte ich mir wohl das volle Programm geben. Also rein! Doch wie? Noch während ich an der Tür stand und unschlüssig nach einer Lücke Ausschau hielt, war ich auch schon drin. Jemand hat mich einfach mit hineingedrängt. Und da stand ich, nach Halt suchend, im Gedränge. Ich hatte es geschafft! Da der Zug zur Victoria Station fuhr, brauchte ich mir keine weiteren Sorgen zu machen: Dort würde ich mich in der Innenstadt wieder finden.
Im Anschluss bewegte ich mich schon viel selbstsicherer. Es gab eine Art Fußgängerzone, durch die natürlich auch ab und zu mal hupend ein Fahrzeug fuhrt (normal). Nichtsdestotrotz konnte man hier ein wenig entspannter laufen und sich in Ruhe die Geschäfte anschauen. Eigentlich wollte ich nur eine Sache kaufen: Ein handliches Head-Set, um besser mit dem Rechner telefonieren zu können. Und tatsächlich fand sich ein Geschäft wo ich das Gerät kaufen konnte. Ansonsten habe ich noch eine Papaya aus der Hand gegessen (wurde mir schön in Zeitungspapier geschnitten gereicht) und 2 Bananen von einem anderen Stand. Das war's!
Nachdem ich noch ein wenig durch die Gegend geschlendert bin, entschloss ich mich wieder zurück zu fahren. Bevor ich das Hotelzimmer wieder aufsuchte, kaufte ich mir noch Wasser und ein wenig Verpflegung in unmittelbarer Nähe und begab mich in mein Zimmer. Und eigentlich hatte ich damit Bombay schon innerlich abgehackt. Am folgenden Tag unternahm so gut wie gar nichts: Außer dass ich was Essen war und in der Gegend des Hotels ein wenig herum geschlendert bin. Am Freitagmorgen musste ich schließlich um 5 Uhr aufstehen, um 7 Uhr mit dem Zug nach Ahmedabad zu fahren.

Samstag, 14. August 2010

10.08.10 Bombay

Erst gegen 10:30 signalisierte man mir (nachdem ich den Fahrer sowie einen weiteren Typen darauf ansprach), dass gleich Andheri erreicht ist und ich aussteigen kann.
Kaum aus dem Bus kam auch schon wieder einer angeschiessen: Taxi! Taxi! Da stand ich also: An einer Autobahnaehnlichen Straße, völlig im Arsch, und hatte keine Ahnung, was ich den Typen gleich am Telefon sagen sollte. Ich konnte ja schlecht im Hotel anrufen und sagen, ich stehe hier an irgend einer Art Highway und ich sehe bla, bla, bla … Deswegen versuchte ich zunächst die Schmeißfliegen loszuwerden.
Indem ich ihnen sagte: ich werde auf sie zukommen, wenn ich sie benötige. Damit gingen die aber nicht weg und gaben einem ein wenig mehr Raum zum atmen. Nein, die blieben auf einer Distanz von 20-30 cm an einem dran. O.k., sagte ich, ich muss jetzt erst einmal telefonieren. Also, was sollte ich tun, ich rief beim Hotel an und versuchte den Typen klar zu machen worum es geht. Gott sei Dank musste ich nicht auf jede Einzelheit eingehen. Man erwartete mich schließlich. Da ich mir nicht anders zu helfen musste, gab ich der Schmeißfliege das Telefon. Sollte der dem Typen doch erklären wo wir gerade sind. Dass war zwar ein wenig widersinnig, denn schließlich war er darauf aus mich zu transportieren, doch was sollte ich machen. Nach einigen bla, bla, dass in ihrer Sprache abgehalten wurde, erhielt das Gerät, auch auf mein Drängen hin, zurück. Der Typ war der Meinung, es wäre das Beste den Fahrer zu nehmen. Was auch irgendwie logisch war. Also gingen die Verhandlungen über die Fahrtpreis los. Woraufhin der Vogel mit einem anderen Hotel ankam, dass viel besser sei. Wovon ich mich gar nicht hab beirren lassen. Zu guter Letzt saß ich in dem Tucktuck und wir tuckerten durch die Stadt. Immer wieder zwischen durch kam der Typ an und wollte mir ein anders Hotel aufschwatzen. Worauf ich ihn zurück fragte, ob er denn wüsste wo das „Anjali Inn“ sei.
Die Fahrt entwickelte sich mehr und mehr zu dem was ich von dieser Stadt erwartete. Doch diesmal war es keine Vorstellung, sondern blanke Realität! Der Verkehr wurde dichter und dichter, oft war zwischen Tucktuck und anderes Fahrzeug nur ein Hauch. Es stank, es war heiß und es war unglaublich laut. Jeder hupte und versuchte seinen Platz im Gefecht zu behaupten. Und ich mitten drin. Es war ungefähr zu dem Zeitpunkt, als ich mir vergegenwärtigte, dass ich mich nicht in irgend einem Traum oder vor dem Fernseher beim schauen einer Dokumentation befinde. Was ein Spektakel – unglaublich!
Schließlich erreichten wir – nachdem der Knilch jemand gefragt hatte – das Hotel. Von allein hätte ich das nie gefunden. Nichts, außer ein Schriftzug auf der Tür, deutete darauf hin, dass sich hier ein Hotel befindet. Die Adresse sowie die offerierte Ortsangabe war schon so komisch (plot no 15, sagbaug = was immer das sein soll) Von der wirklich UNGALUBLICH befahrenen Hauptstraße in einer nicht asphaltierten Nebenstraße befindlich. Der Tucktuckfahrer half mir dann noch meinen Sack die Treppe hoch ins beengte Voyeur des Ladens zu verfrachten – wofür ich dankbar war. Da man mich erwartete, wies man mir gleich das nächste Zimmer zu. Ein – wie später feststellte geschmackvolles – kleines Kabuff, ohne Fenster (außer zum Flur). Das Bett war zumindest bequem. Wohl weislich hatte ich das Zimmer nur für eine Nacht gebucht. Und dass war gut gemacht. Denn, wie ich später feststellte, war das Zimmer nicht nur unglaublich klein, sondern auch sehr hellhörig. Das angepriesene Internet und auch der Fernseher funktionierte zu späterer Stunde. Was vorläufig egal war; zunächst wollte ich erst einmal durch schnaufen und mich ausruhen, nach der bisherigen Tortour.
Später am Nachmittag musste ich mir dann einen ganz schönen Ruck geben das Zimmer zu verlassen. Recht verunsichert machte ich mich, nachdem ich mich beim Personal nach weiteren Information erkundigt habe, auf dem Weg.
Aus der Seitenstraße kommend, auf die Hauptstraße treffend, hat sich der Verkehr nicht wesentlich verändert. Zu allem Übel kam jetzt noch die starke Sonneneinstrahlung hinzu (ich hatte meinen Hut leider nicht mitgenommen). Ich beschloss einfach mal rechts runter die Straße lag zu laufen. Und so langsam wurde mir bewusst, was die Leute immer meinen, wenn die von Kulturschock sprechen: Ein Kulturschock ist, wenn wirklich so gut wie alles anders ist wie man es kennt. Und der Schock drückt sich in Verunsicherung aus, die sich multipliziert, wenn man sich ausschließlich auf sich selbst verlassen kann.
Nach einer endlosen halben Stunde, wo mich wirklich jeder angeglotzt hat dem ich begegnet bin, und das waren viele. Schaute ich in die Richtung in die ging – es war kein Ende und auch keine Veränderung abzusehen: Nur Straße (die Straße war in der Mitte durch unüberwindbare Barrieren von der anderen Straßenseite getrennt, weil in der Mitte die Baustelle der Metro verläuft), Menschen, Verkehr, Krach usw. Also beschloss ich wieder zurück zu gehen. Unterwegs kaufte ich einem der vielen Stände, ein paar frittierte vegetarische Teile (die der Typ in Zeitungspapier einwickelte, was mich an „Die Asche meiner Mutter“erinnerte) sowie eine Flasche Wasser. So ging in die entgegengesetzte Richtung. Wobei ich mir nicht ganz so blöd vorkam, weil ich ja jetzt was trug. Nachdem ich ein Stück gegangen war, beschloss ich das gerade Gekaufte zu verzerren. Denn schließlich hatte ich, abgesehen von einem mickrigen Toast kurz nach Ankunft im Hotel, schon seit einiger Zeit nichts mehr gegessen. Obwohl ein wenig beknackt war, dort an der Straße die Dinge zu sich zu nehmen tat ich es. Aber mein Magen verlangte nach mehr. Womit ich beschloss in ein Restaurant zu gehen, was unmittelbar in der Nähe vegetarische Gerichte anbot. Als ich das Restaurant verließ, dachte ich mir genug für den heutigen Tag erlebt zu haben. Und ging, wie ich meinte zum Hotel zurück. Nach 100 m wurde mir klar, dass ich die falsche Richtung eingeschlagen hatte. Ich dachte, dass gibt es doch nicht! Du bewegst dich auf einer Straße, musst nur den richtigen Abzweig finden, selbst dass bereitet dir Schwierigkeiten. Also wieder zurück. Als ich wieder an die Stelle kam, wo ich die Happen aus dem Zeitungspapier zu mir nahm, sah ich ein Schild was ich mir zuvor eingeprägt habe. Die Straße hinein befand sich schon nach wenigen Meter mein Hotel: Unglaublich!
Im Hotel teilte man mir fröhlich mit, Internet sowie Fernsehen funktionieren wieder. Das war gut. Wlan-maessig bekam ich zwar immer noch keine Verbindung, aber es schaute noch ein Stummel Lan-Kabel aus der Wand. Womit ich tatsächlich Empfang hatte. Im Internet recherchierte ich ein weiteres Mal nach Goa, nach bezahlbaren etwas näher zum Stadtzentrum gelegenen Hotels. Eins fand ich, was sich als das einzige Hotel mit gratis 24h Internet in Mumbai präsentierte. Was natürlich quatsch war, weil ich mich gerade in einem Hotel befand, was ebenfalls gratis Internet anbot. Unabhängig davon, hatte das Hotel gute Kritiken und außerdem befand sich ein Bahnhof in der Nähe. Somit buchte ich für die folgenden verbleibenden 2 Nächte das Hotel via Internet. Anschließend legte ich mich ins Bett und gedachte für den Rest des Tages zu ruhen. Später, schon gegen 0 Uhr fiel mir Silvia ein. Ihr hatte ich am Tag zuvor mitgeteilt, dass ich sie am Abend (deutscher Zeit) anrufen will. Also quälte ich mich noch mal hoch, schaltete den Rechner an und sprach mit ihr ein paar Worte. Zu viel war ich nicht fähig – ich war einfach durch, konnte aber auch nicht anständig schlafen.

09.08.10 von Goa nach Mumbai

Mit einem der lustigen lokalen Busse hatte ich ursprünglich vor nach Mapusa zu fahren, um dort den Bus nach Mumbai zu besteigen. Als ich mich 20 vor 8 auf den Weg machte zur Hauptstraße nach Calangute dachte ich, dass ist früh genug. Der Bus von Mapusa ging erst um 9:30. Ich hatte meinen Rucksack in die extra mitgeschleppte Tasche gesteckt, die für(evt. schwierige Transporte: Flüge, ungewisse Busfahrten) solche Angelegenheiten vorgesehen ist. Der Nachteil ist allerdings, dass sich die 20 kg damit in einem unheimlich schlecht tragbaren Teil befinden. Nichtsdestotrotz hielt ich es für angebracht den Schutzsack (der schon mehreren Tragschlaufen ausgestattet ist) zu verwenden. Der Weg zur Straße war nicht so weit, als ich ankam war ich durchgeschwitzt. Noch auf dem Weg kam einer: Taxi! Taxi! - auf mich zu gelaufen. In der Annahme kein solchen Dienst zu benötigen, winkte ich gleich ab. Der Typ gab sich aber nicht schnell geschlagen (wie bei Allen die dir hier was andrehen wollen, reicht es oft nicht aus einmal NEIN zu sagen). Als er von mir in Erfahrung gebracht hat, dass ich nach Mapusa mit dem Bus fahren will, meinte er, es fährt kein Bus mehr. Das nahm ich ihn wiederum nicht ab. Und da kam auch schon ein Bus angerauscht, der auf mein Winken allerdings nicht reagierte und einfach weiterfuhr. Da erkundigte ich mich bei jemand unbeteiligten. Denn der Taxityp war mit nicht nur unsympathisch, ich traute ihn auch nicht über den Weg. Als die Befürchtung von ihn bestätigt wurde, blieb mir gar nichts anderes übrig, als ein Taxi zu nehmen. Da ein anderer Taxivogel nicht unter 100 Rupien fahren wollte (was ich für eine Unverschämtheit hielt), musste ich tatsächlich auf den Nervigen zurück greifen. Für 50 sollte er mich zum Kreisverkehr nach Calangute fahren, um dort weitere Erkundigungen einzuholen. Denn so ganz glaubte ich immer noch nicht, dass kein Bus mehr fuhr. (Inzwischen war der 2. Bus auf mein Winken hin vorbei gefahren)
Am Kreisel gab es weitere Erkundigung bei einem Busfahrer die Bestätigung: es fuhr kein Bus mehr nach Mapusa (was Mabza ausgesprochen wird). Also nahm ich ein „Tuktuk“ für 150. Die Taxi-Rikschas sind wirklich lustige Dinger: Knatternd, stets mit einer frischen Brise, allerdings mit einer wenig effektiven Hupe ausgestattet (was in Indien ein Nachteil ist), düsten wir durch die finstere Landschaft, sodass wir gegen 20:40 den Busbahnhof erreichten.
Obwohl ich mich nur am Bahnbahnhof aufhielt, war ich ein wenig aufgeregt: So, zum ersten Mal im Dunkeln, allein, in einer indischen Stadt.. Nach kurzer Zeit sprach mich ein Herr an: Inder sind sehr an Ausländer interessiert. Man fällt hier selbstverständlich sofort auf; öfters baten mich Inder schon um ein gemeinsames Foto mit ihnen (in freundschaftlicher Pose). Als der Schalter des Reiseunternehmens durch ein Jungen besetzt war, half mir der Herr meine Anliegen verständlich zu machen. Eigentlich wird hier natürlich englisch gesprochen. Doch auf der einen Seite beherrschen nicht alle tatsächlich die Sprache, zum anderen verstehe ich die Inder auch häufig unheimlich schlecht. Dass macht natürlich jeden Kontakt unheimlich spannend. (Des Weiteren bekam ich am Nachmittag eine tolle SMS mit der Nachricht vom Busunternehmen: Die Fahrt nach Mumbai fällt aus! - Da war ich natürlich erst mal baff. Woraufhin ich dort anrief – was natürlich wieder spannend war – wider erwartend konnte ich mich mit dem Menschen verständigen. Und er teilte mir mit, nachdem ich ihn einige Informationen gegeben habe – Inder wollen immer alles wissen – dass es sich um ein Missverständnis handelt.) Auch wollte ich in Mumbai vorher aussteigen. Denn ich habe in der Stadt ein Zimmer gebucht (weil mich das Arsch, der Couchsurfer Jude Rosenmeyer, hat hängen lassen) und ein Mensch vom Hotel, mit dem ich telefonierte, gab mir wage Hinweise wo ich am Besten den Bus verlasse.

Der Herr fuhr mit dem 21 Uhr Bus nach Bombay und gab mir zum Abschluss seine Karte. Falls ich irgendwelche Schwierigkeiten oder ähnliches hätte, meinte er, könnte ich ihn anrufen. Während er seinen Bus bestieg, wartete ich weiter auf den Sleeperbus nach Bombay. Ich habe nämlich für die 12 Stunden fahrt eine Hälfte einer Koje gebucht. Da mir der Travelagent versicherte, dass eine Hälfte ausreicht. Im Bus war ich dann aber ziemlich froh, als man mir eine Koje für mich allein zur Verfügung stellte.
Zunächst fand ich es ziemlich angenehm zu liegen und noch ein wenig zu lesen. Als ich dann gegen 23 Uhr beschloss zu schlafen, ging natürlich gar nichts. Die Fahrt war ein einziges Geschaukel. Manchmal wurde man hin und her geschleudert in seinem Kabuff und man hatte nicht selten den Eindruck, dass man durch unwegsames Gelände fuhr. Auch begruesste ich die Pinkelpausen. Obwohl, wie Blaise mal zu mir sagte – Indien ein einziges Pinkelbecken ist (würde Lutz unheimlich gefallen) – gab es an der „Raststätte“ eine Toilette. Doch die stank dermaßen nach Urinal, dass es mir sehr schwer fiel die nötige Zeit dort zu verbringen. Auch musste ich mich mal wieder (ich hatte zunächst daran gedacht meinen duennen Schlafsack für die Fahrt zu benutzen, dann aber doch wieder vergessen) auf die offerierte verwanzte Decke zurück greifen. Es war ohne dem nicht auszuhalten, weil die ganze Zeit AC kalte Luft erzeugte, dass man sich fast wie einem Kühlschrank vorkam. So war ich froh als endlich der Morgen anbrach und ich mir die Zeit mit aus dem Fenster schauen vertreiben konnte.

Montag, 9. August 2010

09.08.10 Das Ende von Calangute


Heute haben wir schon Sonntag den 08. August. Morgen Abend breche ich auf nach Mumbai. Somit geht die ruhige Anfangszeit von Indien ihrem Ende entgegen. Vermutlich wird es ab jetzt ein wenig turbulenter und aufregender werden. Besonders viel habe ich den 2 Wochen nicht gemacht. Blaise fand es recht merkwürdig, dass ich mich kaum aus den Haus bewegt habe. Ich hingegen fand es sehr entspannend die Seele baumeln zu lassen. Während der Zeit habe ich viel gelesen oder ein Spaziergang am Strand unternommen. Natürlich habe ich mich auch um meine weiteren Unternehmungen gekümmert. Eigentlich habe ich für die nächste Zeit Couchsurfing Kontakte.

Eigentlich, weil ein Typ aus Mumbai der mir eine Zusage gab, sich jetzt wo weitere Informationen von ihn benötige, sich nicht mehr meldet. Heute schickte ich ihn die 3.Mail. Ansonsten belasten mich keine Sorgen. Außer dass ich mir über Asja manchmal den Kopf zerbreche – was natürlich auch zu nichts führt – bin ich Sorgenfrei. Was ein schönes Gefühl und mich zufrieden stimmen sollte. Doch irgendetwas unbestimmtes hindert mich daran wirklich gut drauf zu sein. Ich kann es nicht lokalisieren oder benennen, ich kann noch so sehr in mich hineinhorchen und nach den Ursachen forschen – ohne Resultat! Vielleicht finde ich noch den Punktus Knacktus, den Pudels Kern … bei meinen weiteren Unternehmungen - in der Stille der Wüste oder der Berge.
Also mein Plan für die nächste Zeit ist (extra für dich Manfred): 3 Tage in Mumbai zu bleiben. Für Freitag habe ich schon eine Bahnkarte nach Ahmedabad (ca. 500 km nördlich). Dort werde ich auch voraussichtlich 3 Tage bleiben (mit Couchsurfing Kontakt). Dann geht es weiter Richtung Norden nach Mount Abu. Ein spiritueller Ort, wo ich im Hostel schlafen werde und vermutlich nur 2 Tage bleibe. Von dort werde ich mit dem Bus (12 Stunden) nach Jaisalmer (nord-westlich) fahren. Wo ich ein Couchsurfer treffen und ein Trip in die Wüste machen möchte. Anschließend werde ich aller Voraussicht nach Jodhpur einen Besuch abstatten.

Montag, den 09.08.10: Mal wieder kann ich nicht mit meinem Rechner ins Netz. Heute ist für mich der letzte Tag in Goa. Rückblickend war es eine ruhiger und entspannte Zeit. Gestern sind Blaise und ich mal mit seinem Moped durch die wunderschöne Landschaft gefahren, um in einem angesagten Restaurant den Lunch einzunehmen. Das Essen für 2 Personen hat inklusive Getränke gerade mal 480 Rupien gekostet (8 Euro). Es war tatsächlich einiges los, wir bekamen gerade noch einen Tisch. Später eintreffende Gäste mussten warten. Obwohl ich das Essen jetzt nicht ausgesprochen gut fand. Es war meiner Meinung nach bestimmt nicht besser als in dem Laden wo ich schon häufiger war. Allerdings gab es hier überwiegend Fisch.
Aber das war es auch schon. Wesentlich mehr habe ich gestern nicht unternommen. Ansonsten habe ich gelesen, am Abend für Blaise und mich gekocht – rumgegammelt und müßig gewesen. So plätscherten die Tage von Goa dahin.

weiter in Calangute


Langsam tuckerte ich mit der Karre durch die Landschaft. Wenn ich nicht gerade durch eine Ortschaft fuhr, war es auch möglich das Gerät einfach laufen zu lassen: war es herrlich. Innerhalb von Ortschaften musste man zu sehr aufpassen, um wirklich entspannt fahren zu können. Den Weg nach Arambol Beach fand ich verhältnismäßig gut, und als ich die Küste wieder erreichte war ich nicht mal eine Stunde gefahren. Der Ort selbst machte einen ziemlich verschlafenen Eindruck. Wenig Geschäfte schienen geöffnet zu haben. Der Strand sah aus wie nach einem Tsunami: Lauter Unrat lag herum, herunter gewehte Kokosbaumblätter. Der Strand streifen unmittelbar vor mir wies ein grosses Loch auf. Es gab einige beschädigte Hütten, mit eingestürzten Dächern. Immerhin hatten direkt am Strand 2 Restaurants geöffnet. In einem saßen auch ein paar Traveller, zu denen ich mich an einem separaten Tisch gesellte. Nachdem ich was bestellt hatte, betrachtete ich die anderen Leute etwas genauer (auch um zu eruieren, wenn ich wohl mal nach Infos ansprechen könnte). Ein Pärchen mit Rasterfrisur wählte ich aus, um mich bei ihnen über ihre Erfahrungen im Ort zu erkunden. Im Gespräch stellte sich heraus, dass das Mädel aus Wuppertal kam und der Typ aus England. Beide waren allerdings auch erst seit einem Tag hier und waren selbst überrascht wie wenig hier los ist.
Nach dem Essen, sie hatten auch kurz vorher was bestellt, beschlossen wir ein Spaziergang um das Kap zu unternehmen, was man von Restaurant aus sehen konnte. Auch hier sah alles ein wenig überholungsbedürftig aus. Trotzdem machte es bei all dem einen schönen Eindruck. Aber alles war geschlossen. Im ganzen Ort gab es lediglich 2 Hostels die geöffnet waren. In einem schaute ich mir ein Zimmer an und ließ mir eine Visitenkarte geben. Doch ich wusste eigentlich schon, dass ich in Arambol Beach nicht nächtigen werde. Zwar hatte ich eingangs meiner Reise nach Indien die Vorstellung abgeschieden in einer Hütte die Zeit an mir vorbeiziehen zu lassen. Daran hat sich inzwischen insofern was verändert, dass der Traum auch immer schöne Bildern von tollen Stränden usw. enthielt: kein Trümmerfeld!
Mit den Beiden hatte ich mich ein wenig angefreundet und hoffte sie in Calangute wieder zu treffen. Vor allem das Mädel war auf der Suche nach Yoga-Kursen, welche in Calangute sicherlich eher zu finden sind.
Die Rückfahrt mit dem Moped war ähnlich spektakulär wie die Hinfahrt. Einziger wesentlicher Unterschied war, dass mich die Cops anhielten (wie viele der anderen Mopedfahrer auch), sie fragten mich nach den Führerschein. Wohl weislich hatte ich meinen Internationalen Führerschein eingesteckt, sodass es keine Beanstandung gab. Da ich trockenen Fußes wieder in Calangute eintraf, hatte an dem Tag großes Glück mit dem Wetter. Vielleicht ein wenig zu viel Glück, denn wie ich feststellen musste hat die intensive Sonneneinstrahlung des Tages ihre Spuren in Form eines Sonnenbrand an den Armen hinterlassen.

Donnerstag, 5. August 2010

in Calangute



Am dritten Tag meines Aufenthalts, fragte mich Blaise, ob ich mitkommen möchte zu einem Treffen. U.a. werde ich dort Heinz kennen lernen, einen Deutschen der sich ebenfalls schon länger hier befindet. Nach einer Tour als Sozius auf der einem alten Modell einer Royal Enfield (indisches Militärmotorrad) durch tropisches Gebiet, wo ich mir vorkam wie in „Apokalypse Now“, landeten wir in einer Kneipe. Zunächst, es gab nur die Lokalität, sonst nichts. Kein weiteres Haus oder Geschäft. Eine Kneipe an einer wenig befahrenen Straße unter Bäumen, im Nirgendwo. Dass war schon abgefahren genug.
Wir betraten die Veranda, wo schon drei Typen - älteres Kaliber – mit Gläser vor sich befindlich, saßen. Wir setzen uns dazu. Heinz mir zur Linken. Die anderen Beiden waren scheinbar Engländer, einer hieß Nick (der war mir sympathisch). Der Andere, mit offenen Beinen, mochte mich glaube ich nicht (gab mir auch nicht die Hand beim Abschied). Alle befanden sich in einem Gespräch – über dies und das – und tranken dazu Whiskey mit Wasser oder ähnliches. Es war kurz nach 12. Wir bestellten uns ein Bier. Kurz nach unserer Ankunft, stoß noch eine Frau zu unserer Gruppe. Die ganze Szenerie war mal wieder zu absonderlich. Es wurden natürlich existenzielle Themen behandelt. Heinz berichtete mir: Er sei in den 70-er Jahren nach Indien gekommen und seitdem ist er hier. Zwischendurch hätte er mal eine Erbschaft gemacht, von dem Geld bzw. von den Zinsen er lebt (die Geschichte kommt mir irgendwie bekannt vor). Ich fühlte mich wie in Hemingways „Unter dem Vulkan“. Und die ganze Geschichte dauerte 3 Bier. Wiedermal eine bleibende Erinnerung.
Auf jeden Fall habe ich beschlossen mir auch so ein Motorrad auszuleihen. Und am Freitag war es denn auch soweit.: Blaise fragte einen Bekannten, der mit einer Enfield zum Haus kam. Nach einer kurzen Verhandlung (1100 Rupien) mietete ich das Geschoss bis einschließlich Montag. Das Gerät war unglaublich und das Fahren auf den Straßen auch - wie ihr euch ja vorstellen könnt. Wichtige Details waren anders: Die Fußbremse befand sich auf der anderen Seite und bei der Schaltung musste der erste Gang nach oben und alle anderen Gänge nach unten geschaltet werden. Selbstverständlich wird in Indien links gefahren! Es war kurios – sag ich euch. Und zunächst hatte ich ganz schön Bammel überhaupt loszufahren. Schließlich saß ich schon seit ein paar Jahren nicht auf so ein Ding und jetzt ist auch noch alles anders und völlig chaotisch. Ich war froh, dass keine Saison war und dementsprechend weniger Verkehr.
Nach einer Spritztour am Freitag mit einem Regenschauer. Betete ich um besseres Wetter am Samstag. Und so war es: Samstag war herrliches und ideales Moped-Wetter. Da ich noch nicht genau wusste, ob ich nicht doch noch ein paar Tage woanders in Goa mich einquartieren soll. Blaise mit seinen Angaben von einer möglichen Abreise recht unkonkret bleibt. Dachte ich vielleicht in Arambol Beach unterzukommen. Wovon mir drei Leute unabhängig voneinander berichtet haben. Deswegen beschloss ich den Ritt (ca. 45 km) dorthin zu wagen. Wofür ich natürlich Sprit brauchte. In Goa ist dass mal wieder ein wenig anders: Es gibt zwar Tankstellen, doch die sind recht rar. Deswegen kauft man den Sprit notfalls für 10 Rupien mehr an der Bude. Literweise abgefüllt in Plastikflaschen (für 65 die Flasche).
Fortsetzung folgt.

Mittwoch, 4. August 2010

Ab den 26.07.10 in Calangute



Indien ist ja für sein mysteriöses Geschehen bekannt. In diesem Land funktionieren die Dinge nicht so einfach bzw. sie funktionieren anders. In meinem Fall zeigten sich zunächst Schwierigkeiten mit dem Rechner: ich kam nicht ins Internet. Ein Signal war zwar vorhanden, doch der Computer schaffte den Quantensprung für die Onlinefunktion nicht. Als nächstes konnte mein Telefon kein Netzkontakt herstellen. Woraufhin ich mir extra eine indische SIM-Karte besorgte. Mit der ich sichtbaren Netzkontakt hatte. Trotzdem konnte ich weder simsen noch telefonieren. Parallel stellten sich bei meiner Uhr Probleme ein: Diese hatte seit der Zeitumstellung Probleme die richtige Zeit anzuzeigen. All dies verunsicherte mich noch mehr, als dass mich das Land mit der fremden Kultur sowieso schon ein wenig klein-lauter werden lies. Nichtsdestotrotz beschloss ich mich nicht ins Boxhorn jagen zu lassen. Auch wenn der erste sowie der zweite Tag mehr durch die stetigen Regengüsse bestimmt war, unternahm ich von meiner „sicheren Burg“aus Stoßtrupp artige Exkursionen ins Feindesland. Darunter war ein Spaziergang am Strand am ersten Tag verbunden mit einem Restaurant Besuch.
Am zweiten Tag wählte ich die Straße nach Calangute (Wobei mich Blaise nach meiner Rückkehr über die Gefährlichkeit des Weges aufklärte. Tage später wurden seine Befürchtungen offenbar, als wir gemeinsam auf dem Motorrad sitzend ein Wagen vor uns beobachteten, worin ein absolut betrunkener Fahrer saß. Der Mann war so besoffen, dass er rechts und links am Straßenrand alles gnadenlos niedermachte.)
Bei meinen Ausflügen wurde ich natürlich ständig von Leuten angesprochen, ob ich nicht dieses oder jenes haben möchte. Ein normaler Akt hier – nichts ungewöhnliches. Trotzdem eine Tatsache woran man sich gewöhnen muss. Manchmal unterhielt ich mich auch mit den Menschen. Denn häufig wurde man von ihnen in ein Gespräch verwickelt, was wiederum Teil ihrer Verkaufstaktik war. Im Straßenverkehr wird oft von der Hupe Gebrauch gemacht. Blaise klärte mich über die Ursachen auf und aus eigener Beobachtung musste ich seiner These zustimmen. Wobei es eigentlich keine These, sondern wohl eine Umstand ist. Jeder Verkehrsteilnehmer bewegt sich erst einmal so vorwärts als ob er allein unterwegs ist. Nur wenn jemand hupt, registriert er, dass auch noch andere unterwegs sind. Dieser ein wenig überspitzt ausgedrückten Umschreibung, würde mir jeder zustimmen, wenn er verfolgen könnte mit welcher Rücksichtlosigkeit ein Vorfahrtgewährender in den Verkehrsfluss einer Hauptstraße einbiegt.
Unabhängig davon hat Indien noch einiges mehr auf Lager woran man sich, wie schon erwähnt, erst gewöhnen muss. Nicht zuletzt deswegen habe ich mir schon im Vorfeld eine 14-taegige Eingewöhnungsphase verordnet, in der ich meine persönliche Konfiguration auf vieles Neues und altes Anderes einpendeln kann.
Gleichfalls habe ich mich vor dem Indien Aufenthalt sowie allen weiteren kommenden Krisengebieten, dazu entschieden keine Malariaprophylaxe einzunehmen. Natürlich in der Hoffnung einer Infektion ausweichen zu können. Weswegen ich z.B. ein Moskitonetz mit mir herumtrage, was ich auch derzeit benutze. Feststellen muss ich leider, dass ich ziemlich häufig von den Mistviechern gestochen werde. Es lässt sich fast nicht vermeiden, was gleichzeitig bedeutet: schauen wir mal, was draus wird!

Ansonsten ist das Örtchen relativ belebt und viele Geschäfte sind geöffnet. Aus unserer Perspektive betrachtet erscheint das normal, aber hier ist Regenzeit mit wenig Tourismus aus dem Ausland. Kompensiert wird es schon seit einiger Zeit durch den einheimischen Tourismus. Viele Inder fahren nach Goa, um dort Urlaub zu machen. Insbesondere Sichtbar wird dies am Strand: Der Strandabschnitt bei Calangute ist stets (wenn es nicht gerade in strömen regnet) bevölkert von einigen hundert Leuten. Man wundert sich was die Leute dort alle treiben. Überwiegend scheinen sie dort nur rumzustehen. Manche trinken Bier; einige befinden sich im Wasser (nur bis zu der Tiefe, wie sie stehen können. Nicht zuletzt, weil die Strömung sehr stark ist und auch die Lifeguard kein Schwimmen erlaubt.); andere scheinen sich nur stehender Weise am Strand aufzuhalten. Auf mich wirkte die Szenerie recht skurril. Von Blaise habe ich später erfahren, dass die Inder solche Menschenansammlungen bevorzugen. Scheinbar fühlen sie sich wohler in der Gruppe.
Wie schon angedeutet gibt es in Calangute eine ganze Reihe von Geschäften. Darunter befinden sich natürlich einige Bars und Restaurants. Während meiner Zeit habe ich es geschafft wenig Lokalitäten zu besuchen. Essen bin ich meistens bei einem Vegetarier gegangen, wo das Essen lecker sowie preisgünstig und die Toiletten westlichen Standard haben. Denn Toiletten ist hier so eine Sache. In manchen Läden existieren einfach keine Toiletten. Notfalls musst du dein Geschäft irgendwo erledigen.
P.S. Die Probleme mit dem Rechner haben sich zwar nicht grundsätzlich erledigt aber gerade funktioniert er. Die Schwierigkeiten mit der neuen SIM-Karte haben sich ebenso geklärt wie die meiner Uhr. Vorläufig scheint alles in Ordnung zu sein. Doch den Blog werde ich zukünftig wohl nicht wie gewohnt bestücken können.
Bis demnächst, K.

25.07.10 von Arac (Türkei) nach Calangute (Goa / Indien)






Endlich habe ich es mal wieder geschafft einen Beitrag zu veroeffentlichen. Ihr muesst wissen in Indien ist das alles nicht so einfach ...
Um 6:30 gedachte ich spätestens aufzustehen und deswegen habe ich für die Zeit die Weckfunktion des Telefons aktiviert. Doch ich war schon vorher wach. Erdogan war ja am Abend zu der Hochzeit gegangen, mir war nicht ganz klar ob er jetzt in dem Heidehaus geschlafen hat oder nicht. Auf jeden Fall wollte er mich auch wecken - doch ich war ja schon wach. Wir frühstueckten, was er schon vor dem Wecken vorbereitest hatte. Dann fuhren wir nach Karabuek, von wo aus um 8:30 der Bus nach Ankara abfuhr. Erdogan fuhr aber mit seinen Opel Vektra ein dermaßen heißen Reifen (teilweise 100 durch Ortschaften), dass wir schon um 7:50 beim Busbahnhof eintrafen.
Herzlich war die Verabschiedung von Erdogan und damit meinen letzten persönlichen Kontakt jenseits des „Kanals“. Resümiert betrachtet, hatte ich während meines Trips durch Ost-Europa und – na ja – den anfaengen von Asien, wirklich ziemlich bemerkenswerte Kontakte. Die daraus resultierenden Freundschaften werden vermutlich überwiegend nicht von Dauer sein. Nichtsdestotrotz habe ich bisher viele freundliche Menschen getroffen, die mir offene und ehrliche Sympathie entgegen brachten: Ich muss sagen, dass tat richtig gut!
In Ankara am Busbahnhof angekommen bestieg ich unmittelbar nach erreichen den Bus zum Flughafen. Wo ich schon kurz nach 1 eintraf. Somit hatte ich nahezu 2,5 h bis zum Flug. Aber wie sagt man so schön: Lieber zu früh als zu spät. Ich fand es gut, dass alles völlig entspannt zuging. In dem Renommierobjekt war zwar gar nichts los, aber egal. - Was las ich heute: „Langeweile bedeutet die Abwesenheit von Interesse.“ In dem Sinne, kann man eigentlich jedem Ort und damit jeder verbrachten Zeit etwas abgewinnen (ich hoffe mir bleiben die interessanten Seiten des Knastes erspart).
Der Flug war kurzweilig und pünktlich landeten wir in Doha. Dort aus dem Flieger gestiegen, hatte man dass Gefühl, ein riesiger Föhn bläst einem sein Produkt ins Gesicht. Bis zum Anschlussflug hatte ich 2 Stunden Zeit, die ich natürlich drinnen mit all den Anderen verbrachte. Wo es wie auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt zuging. Alle kauften was das Portmonee herbrachte – unfassbar. Ein Inder sprach mich vor einer Vitrine stehend auf das dort befindliche iphone an: „Für das Gerät habe ich die Hälfte bezahlt“, sagte er, und zeigte mir zum Beweis den Kassenbon. Die Leute waren wie von eine Art Virus befallen – jeder Mist musste gekauft werden.
Im Anschlussflieger hatte ich ja schon zuvor Online, mir in der letzten Reihe ein Platz zugewiesen. Womit ich gleichzeitig die ganze letzte Sitzreihe für mich hatte. Genauso wie mein Gegenüber, jenseits des Ganges. Mit dem ich im Laufe des Fluges ins Gespräch kam. Es handelte sich um einen Schweitzer, der schon länger in Goa wohnt und dort auch ein Haus hat. Ich teilte ihn meine Pläne für die vorläufige Unterkunft nach erreichen des Landes mit. Worauf er mir zum fortgeschrittenen Zeitpunkt anbot, bei sich in Calangute unterzukommen. In Anbetracht des Zeitpunkts (wir landeten um 3:30 in Indien), war ich ihn für die offerierte Couch sehr dankbar.
Als wir die Prozedur am Flughafen hinter uns gebracht hatten, benötigte ich erst mal ein wenig Indisches Geld. Ebenfalls am Flughafen befand sich dafür ein Schalter, der auch noch besetzt war. Für meine 10 Dollar, die ich zunächst gedachte umzutauschen, sollte ich eigentlich bei einen Kurs von 41 Rupien für 1 Dollar 410 Rupien erhalten. Doch ich erhielt ohne großes Getue 400. Als ich nach der Differenz fragte, verwies der Typ auf ein Zettel, auf dem etwas von Gebühren zu lesen war. Im dem Augenblick kam mein neuer Gastgeber wieder ins Gebäude zurück und klärte mich auf, dass ich mir die Aktion schriftlich bestätigen lassen soll. Woraufhin der Knilch hinterm Schalter mit einer Geste, in der er 100 Rupien wieder an sich nahm, darauf aufmerksam machte was der Spaß wohl kosten würde: That's India, und damit meine ersten Erfahrungen mit dem Land. Draußen vor dem Gebäude kamen gleich einiger Leute auf uns zu, die uns ein Taxi offerierten. Blaise (so heißt mein Gastgeber) meinte für 500 Rupien ein Fahrer zu finden. Nach ein paar Minuten kam er mit dem Angebot von 600 Rupien zurück. Und im Nachhinein muss ich sagen war das ein gutes Angebot: Wir fuhren etwa 1 Stunde, wobei es ununterbrochen zum Teil heftigst Regnete (600 Rupien waren quasi 10 Euro). Am Ende der Fahrt, Blaise war in seinem Haus verschwunden, um Licht zu machen und so weiter, jammerte der Taxifahrer (der mir auch ein wenig leid tat) über den Preis und dass doch wenigstes ein Trinkgeld zu zahlen wäre. Ich hielt mich aus der Angelegenheit heraus. Denn mein Beitrag von 300 Rupien und damit die Verantwortung für die Rechnung, habe ich Blaise schon im Auto gegeben. Als die Geschichte erledigt war, teilten wir uns im Haus noch vor dem Schlafen gehen ein kaltes Bier. Und das war's: Herzlich willkommen in Indien!