the blue moon

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Samstag, 14. August 2010

10.08.10 Bombay

Erst gegen 10:30 signalisierte man mir (nachdem ich den Fahrer sowie einen weiteren Typen darauf ansprach), dass gleich Andheri erreicht ist und ich aussteigen kann.
Kaum aus dem Bus kam auch schon wieder einer angeschiessen: Taxi! Taxi! Da stand ich also: An einer Autobahnaehnlichen Straße, völlig im Arsch, und hatte keine Ahnung, was ich den Typen gleich am Telefon sagen sollte. Ich konnte ja schlecht im Hotel anrufen und sagen, ich stehe hier an irgend einer Art Highway und ich sehe bla, bla, bla … Deswegen versuchte ich zunächst die Schmeißfliegen loszuwerden.
Indem ich ihnen sagte: ich werde auf sie zukommen, wenn ich sie benötige. Damit gingen die aber nicht weg und gaben einem ein wenig mehr Raum zum atmen. Nein, die blieben auf einer Distanz von 20-30 cm an einem dran. O.k., sagte ich, ich muss jetzt erst einmal telefonieren. Also, was sollte ich tun, ich rief beim Hotel an und versuchte den Typen klar zu machen worum es geht. Gott sei Dank musste ich nicht auf jede Einzelheit eingehen. Man erwartete mich schließlich. Da ich mir nicht anders zu helfen musste, gab ich der Schmeißfliege das Telefon. Sollte der dem Typen doch erklären wo wir gerade sind. Dass war zwar ein wenig widersinnig, denn schließlich war er darauf aus mich zu transportieren, doch was sollte ich machen. Nach einigen bla, bla, dass in ihrer Sprache abgehalten wurde, erhielt das Gerät, auch auf mein Drängen hin, zurück. Der Typ war der Meinung, es wäre das Beste den Fahrer zu nehmen. Was auch irgendwie logisch war. Also gingen die Verhandlungen über die Fahrtpreis los. Woraufhin der Vogel mit einem anderen Hotel ankam, dass viel besser sei. Wovon ich mich gar nicht hab beirren lassen. Zu guter Letzt saß ich in dem Tucktuck und wir tuckerten durch die Stadt. Immer wieder zwischen durch kam der Typ an und wollte mir ein anders Hotel aufschwatzen. Worauf ich ihn zurück fragte, ob er denn wüsste wo das „Anjali Inn“ sei.
Die Fahrt entwickelte sich mehr und mehr zu dem was ich von dieser Stadt erwartete. Doch diesmal war es keine Vorstellung, sondern blanke Realität! Der Verkehr wurde dichter und dichter, oft war zwischen Tucktuck und anderes Fahrzeug nur ein Hauch. Es stank, es war heiß und es war unglaublich laut. Jeder hupte und versuchte seinen Platz im Gefecht zu behaupten. Und ich mitten drin. Es war ungefähr zu dem Zeitpunkt, als ich mir vergegenwärtigte, dass ich mich nicht in irgend einem Traum oder vor dem Fernseher beim schauen einer Dokumentation befinde. Was ein Spektakel – unglaublich!
Schließlich erreichten wir – nachdem der Knilch jemand gefragt hatte – das Hotel. Von allein hätte ich das nie gefunden. Nichts, außer ein Schriftzug auf der Tür, deutete darauf hin, dass sich hier ein Hotel befindet. Die Adresse sowie die offerierte Ortsangabe war schon so komisch (plot no 15, sagbaug = was immer das sein soll) Von der wirklich UNGALUBLICH befahrenen Hauptstraße in einer nicht asphaltierten Nebenstraße befindlich. Der Tucktuckfahrer half mir dann noch meinen Sack die Treppe hoch ins beengte Voyeur des Ladens zu verfrachten – wofür ich dankbar war. Da man mich erwartete, wies man mir gleich das nächste Zimmer zu. Ein – wie später feststellte geschmackvolles – kleines Kabuff, ohne Fenster (außer zum Flur). Das Bett war zumindest bequem. Wohl weislich hatte ich das Zimmer nur für eine Nacht gebucht. Und dass war gut gemacht. Denn, wie ich später feststellte, war das Zimmer nicht nur unglaublich klein, sondern auch sehr hellhörig. Das angepriesene Internet und auch der Fernseher funktionierte zu späterer Stunde. Was vorläufig egal war; zunächst wollte ich erst einmal durch schnaufen und mich ausruhen, nach der bisherigen Tortour.
Später am Nachmittag musste ich mir dann einen ganz schönen Ruck geben das Zimmer zu verlassen. Recht verunsichert machte ich mich, nachdem ich mich beim Personal nach weiteren Information erkundigt habe, auf dem Weg.
Aus der Seitenstraße kommend, auf die Hauptstraße treffend, hat sich der Verkehr nicht wesentlich verändert. Zu allem Übel kam jetzt noch die starke Sonneneinstrahlung hinzu (ich hatte meinen Hut leider nicht mitgenommen). Ich beschloss einfach mal rechts runter die Straße lag zu laufen. Und so langsam wurde mir bewusst, was die Leute immer meinen, wenn die von Kulturschock sprechen: Ein Kulturschock ist, wenn wirklich so gut wie alles anders ist wie man es kennt. Und der Schock drückt sich in Verunsicherung aus, die sich multipliziert, wenn man sich ausschließlich auf sich selbst verlassen kann.
Nach einer endlosen halben Stunde, wo mich wirklich jeder angeglotzt hat dem ich begegnet bin, und das waren viele. Schaute ich in die Richtung in die ging – es war kein Ende und auch keine Veränderung abzusehen: Nur Straße (die Straße war in der Mitte durch unüberwindbare Barrieren von der anderen Straßenseite getrennt, weil in der Mitte die Baustelle der Metro verläuft), Menschen, Verkehr, Krach usw. Also beschloss ich wieder zurück zu gehen. Unterwegs kaufte ich einem der vielen Stände, ein paar frittierte vegetarische Teile (die der Typ in Zeitungspapier einwickelte, was mich an „Die Asche meiner Mutter“erinnerte) sowie eine Flasche Wasser. So ging in die entgegengesetzte Richtung. Wobei ich mir nicht ganz so blöd vorkam, weil ich ja jetzt was trug. Nachdem ich ein Stück gegangen war, beschloss ich das gerade Gekaufte zu verzerren. Denn schließlich hatte ich, abgesehen von einem mickrigen Toast kurz nach Ankunft im Hotel, schon seit einiger Zeit nichts mehr gegessen. Obwohl ein wenig beknackt war, dort an der Straße die Dinge zu sich zu nehmen tat ich es. Aber mein Magen verlangte nach mehr. Womit ich beschloss in ein Restaurant zu gehen, was unmittelbar in der Nähe vegetarische Gerichte anbot. Als ich das Restaurant verließ, dachte ich mir genug für den heutigen Tag erlebt zu haben. Und ging, wie ich meinte zum Hotel zurück. Nach 100 m wurde mir klar, dass ich die falsche Richtung eingeschlagen hatte. Ich dachte, dass gibt es doch nicht! Du bewegst dich auf einer Straße, musst nur den richtigen Abzweig finden, selbst dass bereitet dir Schwierigkeiten. Also wieder zurück. Als ich wieder an die Stelle kam, wo ich die Happen aus dem Zeitungspapier zu mir nahm, sah ich ein Schild was ich mir zuvor eingeprägt habe. Die Straße hinein befand sich schon nach wenigen Meter mein Hotel: Unglaublich!
Im Hotel teilte man mir fröhlich mit, Internet sowie Fernsehen funktionieren wieder. Das war gut. Wlan-maessig bekam ich zwar immer noch keine Verbindung, aber es schaute noch ein Stummel Lan-Kabel aus der Wand. Womit ich tatsächlich Empfang hatte. Im Internet recherchierte ich ein weiteres Mal nach Goa, nach bezahlbaren etwas näher zum Stadtzentrum gelegenen Hotels. Eins fand ich, was sich als das einzige Hotel mit gratis 24h Internet in Mumbai präsentierte. Was natürlich quatsch war, weil ich mich gerade in einem Hotel befand, was ebenfalls gratis Internet anbot. Unabhängig davon, hatte das Hotel gute Kritiken und außerdem befand sich ein Bahnhof in der Nähe. Somit buchte ich für die folgenden verbleibenden 2 Nächte das Hotel via Internet. Anschließend legte ich mich ins Bett und gedachte für den Rest des Tages zu ruhen. Später, schon gegen 0 Uhr fiel mir Silvia ein. Ihr hatte ich am Tag zuvor mitgeteilt, dass ich sie am Abend (deutscher Zeit) anrufen will. Also quälte ich mich noch mal hoch, schaltete den Rechner an und sprach mit ihr ein paar Worte. Zu viel war ich nicht fähig – ich war einfach durch, konnte aber auch nicht anständig schlafen.

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