the blue moon

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Dienstag, 24. August 2010

11.+ 12.08.10 Bombay


Am Mittwoch bin ich um 9 Uhr vor die Tür und fragte den nächsten Tucktuckfahrer wie viel er für die Fahrt in den Stadtteil Chembur zum Hotel „Perl“ verlangt Den Namen des Hotels sowie die Anschrift hatte ich zuvor notiert. Nach einer kurzen Überlegungphase bot er mir RS 150 an, was ich für durchaus akzeptabel hielt. Also den Sack geholt, raus aus dem einen Hotel - hin zum nächsten Hotel. Zuvor hat sich der Fahrer noch von jemand die Route erklären lassen und dann ging es los. Die Fahrt mit dem Gefährt ist genauso spektakulär wie die Fahrt mit einer Achterbahn.
Obwohl Bombay mit etwa 16,5 Mill. Einwohner eindeutig zu den groeßeren Städten der Welt zu zählen ist, findet man kaum Ampeln auf den Straßen. Der Verkehr ist der absolute Wahnsinn, doch schwere Unfälle scheinen nicht so häufig stattzufinden. Bei der Geräuschkulisse konnte ich – wenn ich nur Budapest denke - kein Sirenengeheul ausmachen. Die Verkehrsteilnehmer fahren auf Tuchfüllung miteinander. Oft sind die Aktionen so knapp, dass man sich anschließend fragt wie es funktioniert hat. Auch das Einscheren in den fließenden Verkehr nach der Methode - Augen zu und durch – klappt! Mit Ampeln und regelkonformes Verhalten wie in Deutschland, würde der Verkehr wahrscheinlich zusammen brechen. Zuletzt noch eine Anmerkung zu den Ampeln: Ab und zu findet man schon mal eine. Doch deren Notwendigkeit bzw. Regeln wird den Verkehrsverhältnissen entsprechend ausgelegt. Bei geringen Verkehrsaufkommen fahren die Teilnehmer einfach ungebremst über eine rote Ampel.
Der Fahrer war scheinbar noch nie in dem Stadtteil Chembur. Wie ein Kind strahlte er und rief ab und zu mal jemand den er eventuell kannte oder auch nicht - Chembur! - zu. Auch musste er unbedingt noch mit mir gemeinsam ein Tee trinken. Na ja, die Freude wollte ich ihn nicht nehmen. Obwohl ich hinsichtlich des verwendeten Wasser schwere Bedenken hatte. Da ich schon aus dem Reiseführer darauf vorbereitet war was mich zukommt, nämlich ziemlich süßes Zeug, bedeutete die Plärre keine Überraschung für mich.
Relativ gut hat der Vater von 10 Kindern, wie er mir u.a. berichtete (er war sowieso recht redselig, wobei ich das Meiste von seinen Erzählungen nicht verstand), meine neue Bleibe gefunden.
Das Zimmer im „Pearle“ konnte man gar nicht mit dem anderen Hotel vergleichen: Groß und geräumig, auch das Badezimmer. Gleichfalls die Gegend war viel angenehmer. Ich fühlte mich schon viel wohler. Doch heute wollte ich mich nicht in mein Zimmer verkriechen, sondern Bombay zumindest ein wenig kennen lernen. Also machte ich sogleich auf dem Weg: Nach dem Lunch hatte ich vor mit der „S-Bahn“ in die Innenstadt fahren.
Den nahen Bahnhof habe ich relativ gut gefunden. Doch damit nicht genug, jetzt brauchte ich eine Fahrkarte. An den 4 Schaltern befanden sich jeweils lange Schlangen. Doch welches Ticket brauche ich überhaupt und in welche Richtung muss ich fahren? (Was nicht heißen soll, dass ich nicht wusste wohin ich fahren wollte. Leider wird auch in Indien mit Informationen gegeizt: Jede Kleinigkeit muss man sich erarbeiten bzw. erfragen. Notwendige Informationen, selbst an großen Bahnhöfen, sind Mangelware. Geschweige denn, dass man Personal findet, welches man fragen kann. Was wiederum recht unverständlich ist: Denn eigentlich gibt es ja genug Menschen, die bestimmt auch gerne bei der indischen Bahn arbeiten würden). Noch recht unschlüssig stand ich herum und beobachtete die Szenerie. Plötzlich tauchte ein Typ neben mir auf mit dem ich mich im Foyer des Hotels unterhalten hatte. Gerade hatte er für sich und seine Freundin Fahrscheine gekauft. Von ihm bekam ich die nötigen Informationen für die bevorstehende Fahrt. Da unser Gespräch ein Typ am Ende einer Schlange interessiert verfolgte, nahm ich den gleich in die Pflicht, um mir beim Kaufen von den Fahrscheinen behilflich zu sein. Als ich endlich an der Reihe war, wurde ich nach 1. oder 2. Klasse gefragt. Zuvor hatte ich mir vorgenommen in der 1. Klasse zu fahren. Doch in dem Moment überzeugte mich der Preis: In Folge dessen: 2. Klasse! Am Bahnsteig angekommen traf ich meinen Helfer wieder. Der machte mir Mut den gerade eingefahrenen Zug zu besteigen. Denn, wie man es so aus Berichten und Dokumentationen kennt, war die Bahn absolut voll. Die Leute quollen regelrecht aus jeder Tür heraus und als der Zug hielt, wollten mit mir noch einige Andere den Zug besteigen. Ich konnte es gar nicht glauben, worauf ich mich da wieder eingelassen habe. Doch irgendwie wollte ich mir wohl das volle Programm geben. Also rein! Doch wie? Noch während ich an der Tür stand und unschlüssig nach einer Lücke Ausschau hielt, war ich auch schon drin. Jemand hat mich einfach mit hineingedrängt. Und da stand ich, nach Halt suchend, im Gedränge. Ich hatte es geschafft! Da der Zug zur Victoria Station fuhr, brauchte ich mir keine weiteren Sorgen zu machen: Dort würde ich mich in der Innenstadt wieder finden.
Im Anschluss bewegte ich mich schon viel selbstsicherer. Es gab eine Art Fußgängerzone, durch die natürlich auch ab und zu mal hupend ein Fahrzeug fuhrt (normal). Nichtsdestotrotz konnte man hier ein wenig entspannter laufen und sich in Ruhe die Geschäfte anschauen. Eigentlich wollte ich nur eine Sache kaufen: Ein handliches Head-Set, um besser mit dem Rechner telefonieren zu können. Und tatsächlich fand sich ein Geschäft wo ich das Gerät kaufen konnte. Ansonsten habe ich noch eine Papaya aus der Hand gegessen (wurde mir schön in Zeitungspapier geschnitten gereicht) und 2 Bananen von einem anderen Stand. Das war's!
Nachdem ich noch ein wenig durch die Gegend geschlendert bin, entschloss ich mich wieder zurück zu fahren. Bevor ich das Hotelzimmer wieder aufsuchte, kaufte ich mir noch Wasser und ein wenig Verpflegung in unmittelbarer Nähe und begab mich in mein Zimmer. Und eigentlich hatte ich damit Bombay schon innerlich abgehackt. Am folgenden Tag unternahm so gut wie gar nichts: Außer dass ich was Essen war und in der Gegend des Hotels ein wenig herum geschlendert bin. Am Freitagmorgen musste ich schließlich um 5 Uhr aufstehen, um 7 Uhr mit dem Zug nach Ahmedabad zu fahren.

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