the blue moon

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Dienstag, 24. August 2010

13.08.10 von Bombay nach Ahmadabad


Um 5:30 fuhr ich mit dem Taxi durch die ziemlich verwaisten Straßen von Bombay. Eine Zeit wo die wenigen roten Ampeln unterwegs einfach ignoriert wurden. Ohne nach rechts oder links zu schauen nahm der Taxifahrer die vermeidlichen Hindernisse – ungebremst: einfach drüber! Trotzdem, obwohl wir zügig unterwegs waren, benötigten wir für die Fahrt annähernd 50 Minuten. Somit war ich etwa 40 Minuten bevor der Zug fahrplanmäßig eintreffen sollte am Bahnhof. Genügend Zeit um das richtige Gleis etc. zu finden. Es gab eine Leuchtdioden Anzeige worauf schon einige Züge zu finden waren. Doch meine Bahn war noch aufgelistet. Da auf den einzelnen Gleisen keinerlei Informationen zu finden waren, beschloss ich mich in der Nähe der Anzeige aufzuhalten. Aus der Position konnte ich alle anderen Gleise gut überblicken. Auf machen Gleisen machten sich gerade Leute für den Tag „zurecht“, sie haben dort die Nacht verbracht. Das waren aber keine Reisende, die auf den Morgenzug warteten. Nein, es waren Menschen der Stadt, denen es vermutlich auf den Bahnsteigen am bequemsten oder am sichersten war. Außerdem waren die Gleise überdacht, was in der Regenzeit mit Sicherheit von Vorteil ist.
Als die ersten Züge angezeigt wurde, die nach meinen eintreffen sollten, musste ich Wohl oder Übel meine Taktik ändern. Aus meiner Perspektive hatte ich schon ausgemacht, dass Langstreckenzüge auf einem bestimmten Gleis zu halten scheinen: Also ich dorthin! Auf dem Gleis schaute ich auch erst einmal dumm aus der Wäsche. Alle übrigen Personen starrten mich natürlich an. Untätig kam ich also ich weiter, also musste ich mal wieder fragen. Meine Vermutung war schon richtig: Ich befand mich auf dem richtigen Bahnsteig. Der erste sagte das eine Gleis, der nächste meinte das Andere. Doch unterm Dach, an den jeweiligen Gleisen, befanden sich Anzeigen. Auf einen der Anzeigen wurde endlich (kurz vor 7) mein Zug offeriert. Gleichzeitig, neben der Zugnummer, wurde die Abteilungsnummer mitgeteilt. Das waren gute Informationen, auch wenn ich noch über den gesamten Bahnsteig laufen musste, um zu meinen Abteil und damit zu meinem reservierten Platz zu gelangen. Kaum war ich angekommen, konnte ich auch schon einsteigen, denn der einfahrende Zug kam gerade zum Stehen.
Die Bahn machte einen guten Eindruck: Sauber, gekühlt (für meinen Geschmack ein wenig zu kühl), nahezu europäische Standard. Kurz nachdem die Fahrt für mich begann, kam auch schon ein Bahnangestellter und bot jedem Tee an. Anschließend gab es Fruehstueck; später erneut etwas zu trinken, und schließlich Lunch: Das ganze Programm. Damit hatte nun gar nicht gerechnet und als ich um halb 2 in Ahmedabad eintraf war ich gut satt.
Dort angekommen, war ich noch nicht ganz aus dem Zug gestiegen, da war schon der Erste da: Taxi! Taxi! Puh, dachte ich. Rahul hatte mir per Mail nicht nur die Andresse, sondern auch den Preis für die Fahrt mitgeteilt. Nach seiner Information beträgt die Fahrt mit dem Tucktuck (er nennt das Gefährt: Auto) 65 Rupien. Sowohl den Preis sowie die Zieladresse (IM-Campus) hatte ich mir unter Notizen in meinem Telefon notiert. Mit den Informationen fragte ich den Nervbolzen, wie viel er für die Fahrt (und ich zeigte ihn meine Notizen) denn haben wolle? 150, gab er mir zur Antwort. Ich war bereit 100 zu zahlen, da ich mir schon darüber im Klaren war, dass der reguläre Preis schwer zu erzielen sein wird (später erfuhr ich von Rahul, dass die sogenannten „Autofahrer“ tatsächlich nach km abrechnen). Noch während der unsympathische erste Driver sich über mein Angebot mokierte, kam auch schon ein Anderer der mich für 100 zum Campus fuhr.
Die Fahrt durch Ahmedabad war mal wieder ein Erlebnis, wobei ich mich schon so langsam an den Fahrstil gewöhnt hatte: Was blieb mir auch anderes übrig. Und, wie ich mir schon dachte, war es nicht mal eben eine Fahrt um die Ecke. Etwa 10 km beträgt die Entfernung zum Campusgelände. Als wir am dortigen von Sicherheitskräften bewachten Tor ankamen, rief ich Rahul an, der kurze Zeit später dorthin kam um mich abzuholen. Ich war erleichtert endlich wieder eine Person zu treffen, der ich vertrauen konnte, wo ich meine Adrenalinausschüttung wieder ein wenig herunterfahren konnte. Rahul hatte mir ja angeboten, mit ihn gemeinsam in seiner Kammer zu schlafen oder eines Apartment (für 100 Rupien am Tag) zu mieten, dass die Uni extra für solche Gelegenheiten bereitstellt. Natürlich entschloss ich mich für die zweite Möglichkeit. Deswegen fuhren wirr erneut mit einem Auto zu der Unterkunft. Denn diese Unterkünfte befanden sich in einem andern Abschnitt des Campusgeländes: Das schon vor einigen Jahren von einem indischen Stararchitekten entworfen wurde (der Name sagte mir aber nichts, deswegen habe ich ihn auch gleich wieder vergessen). Das Gelände an sich war mit einer hohen Mauer umgeben, mit viel Sicherheitspersonal bewacht und ziemlich groß. Es war wie eine Oase: wesentlich ruhiger als draußen, mit vielen Bäumen bewachsen, grün und sauber und die Architektur machte auch was her. Nachdem mich Rahul abgesetzt hatte, wir uns ein wenig kennen gelernt hatten, war er auch schon wieder weg. Der Junge war scheinbar schwer beschäftigt. Was wahrscheinlich normal ist, wenn man auf eine Eliteuni geht. Ich hingegen war darüber erfreut wieder ein wenig meine Ruhe zu haben, in einem doch recht angenehmen Apartment: stellte ich fest. Allerdings machte sich bei mir erneut die ungewohnte Ernährung oder was auch immer bemerkbar: Mein Darm spielte mal wieder ein wenig verrückt – leider!
Später tauchte Rahul wieder auf, brachte mir ein Kabel für den Internetzugang mit (der selbstverständlich auf dem Campusgelände obligatorisch ist) sowie ein „Moskitovertreiber“den man in die Steckdose steckt und, wie ich schon andernorts festgestellt habe, recht wirksam ist. Nachdem alles eingerichtet war (Computer) wollten wir gemeinsam Essen gehen. Zwar sagte mir mein Magen-Darmtrakt – bleib lieber zuhause – doch ich wollte nicht hören und ebenso wollte ich die Gelegenheit mit Rahul ein bisschen Zeit zu verbringen nicht ausschlagen. Rahul führte mich in ein Lokal, was genauso gut hätte in Dortmund sein können. Ich ass zwar nur ein wenig Pasta, doch dass war schon genug. Während der Rücktour zum Campus betete ich still vor mich hin rechtzeitig dort einzutreffen. Jeder Buckel oder nur die kleinste Bodenerhebung war eine Qual. Als wir endlich bei meinem Apartment eintrafen, sagte ich kurz und schnell Adios, und begab mich dorthin wo es mir eine Erleichterung war. Für den folgenden Tag hatte Rahul schon ein Programm für mich ausgearbeitet, was mich aber vorläufig nicht so sehr interessierte.

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