the blue moon

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Donnerstag, 22. Juli 2010

14.07.10 und 15.07.10 Canakkale





Einerseits fand ich es ein wenig merkwürdig, dass Emre mich zu sich eingeladen hat während sein Vater zu Besuch ist, andererseits war es natürlich toll eine Unterkunft zu haben, verbunden mit der Möglichkeit ihn sowie seinen Vater kennen zu lernen. So machte ich mir über diese offene Frage auch keine weiteren Gedanken - man muss auch nicht alles verstehen.
Die Hitze macht den Aufenthalt und damit die Nächte in einer Dachgeschosswohnung nicht gerade angenehm. Vater (der Erdogan heisst und gerade mal ein Jahr älter als ich ist) hat sich nicht zuletzt deshalb dazu entschlossen draußen unter freien Himmel zu schlafen.
Für den heutigen Tag haben wir uns einen Strandbesuch vorgenommen. Zu unserer kleinen Gemeinschaft gesellte sich noch ein ehemalige Professor von Emre. Dieser unterrichtete u.a. Deutsch an Hochschule. Was für mich natürlich ein Vorteil war. Nach einen entspannten Frühstück machten wir uns auf dem Weg. Zunächst mussten wir mit der Fähre nach Europa fahren und anschließend noch eine kurze Fahrt mit dem Bus absolvieren. Als auch dass erledigt war, konnten wir endlich ins kühle Nass schwimmen gehen: Das Wasser war herrlich!
Der Strand war maessig besucht, was am Wochenende ganz anders aussieht, wie Emre mir mitteilte. Da ich mich nicht zu den Sonnenanbetern zähle, versuchte ich mich eher im Schatten aufzuhalten, was nicht gerade einfach war. So tummelten wir uns den ganzen Tag am Strand. Es war ein schöner Tag: Mit dem Professor Hasan habe ich mich gut unterhalten. Mit um die Fünfzig ist er schon zeitig aus dem Beruf geschieden. Wie sich herausstellte ist er aufgrund von Personalveränderungen von der neuen Hochschulführung aus dem Amt gemoppt worden. Mehrmals kam er auf die von ihm geschriebenen Bücher zu sprechen, auf die er selbstverständlich zurecht stolz sein kann. Trotzdem spiegelt sich, meiner Meinung nach, in der mehrmaligen Betonung der eigenen Leistung – ohne das es meine Sympathie zu ihn schmälerte – die Hybris wieder, die vielleicht einer der türkischen Wesensarten ist.
Der Tag am Strand war eine kurzweilige Angelegenheit. Als wir gegen 19 Uhr wieder asiatischen Boden betraten, war ich ein wenig überrascht wie schnell die Zeit verging. Nach verlassen der Fähre verabschiedeten wir uns von Hasan, der sich mit Verweis auf seine Frau entschuldigte. Wir drei beschlossen Fisch für das Abendessen einzukaufen. Denn wir später (ich glaube es war schon 22:30 – man isst hier wirklich spät) auf der Terrasse zu uns nahmen.
Am Donnerstag mussten wir erneut mit der Fähre auf die andere europäische Seite wechseln. Denn wir wollten uns die Kriegergedenkstätten der Gegend anschauen: In Canakkale fand 1915 eine der großen Schlachten des ersten Weltkrieges statt. Bei der fast 250 Tausend Türken au f der einen Seite und ähnlich viele Tote auf der alliierten Seite zu beklagen waren. Dem Gemetzel sind einige Denkmäler gewidmet, auch kann man sich die seit einigen Jahren die rekonstruierten Bunkeranlagen anschauen. Persönlich finde ich, herrscht auf großen Schlachtfeldern immer ein besondere Stimmung (deswegen möchte auch unbedingt noch nach Verdun – Andreas!) Da es, so viel ich weiß, für die Türken der letzte große Sieg in einen wirklich wichtigen Gefecht war (wäre die Schlacht verloren gegangen, hätten die Kriegsgegner ungehinderte Durchfahrt nach Istanbul sowie zum Schwarzen Meer gehabt), wird dem Ereignis sehr viel Bedeutung beigemessen.

Auch dieser Tag verging wie im Flug. Später am Abend nach dem Essen verabschiedeten wir Erdogan, der über Istanbul – wo er seinem 2.Sohn besuchte – wieder mit dem Bus nach Hause fuhr. Der Vater und ich haben während seines Aufenthalts trotz Kommunikationsprobleme ein sympathisches Gefühl füreinander entwickelt. Deswegen hat er mich zu sich nach Hause zu einem Besuch eingeladen.

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