the blue moon

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Donnerstag, 22. Juli 2010

16.07.10 Canakkale



Da Emre anders zu tun hatte, war ich am Freitag auf mich allein gestellt Er konnte und vielleicht wollte er auch nicht länger als Touristen-Guide fungieren. Was man ja auch verstehen kann. Ich war Emres 41-zigster Besucher, wie er mir mitteilte. Man kann nicht mit jedem Besucher immer wieder eine Sightseeingtour absolvieren. Wer hat dazu Lust?
Somit habe ich mich allein auf den Weg nach Troja gemacht. Troja: Mythos, Dichtung und Wahrheit! Was war wirklich Geschehen? Was ist nur der Fantasie von Homer entsprungen?
Was mich auf jeden Fall bei der Besichtigung von Schliemanns freigelegten Ruinen beeindruckte, war die Tatsache, dass sich die Geschichte von Troja über einen Zeitraum von 4000 Jahren erstreckt. Und sich nicht nur auf eine vermeidlich 15-jaehrig Schlacht beschränkt. Bei den Gedanken an den unvorstellbaren Zeitraum von mehreren Tausend Jahren, wurde mir mal wieder bewusst, in welch kurzer Zeit wir es geschaffte haben, die Welt am Rande des Abgrunds zu manövrieren.
Schon in Troja beschloss ich Mehmet anzurufen: Was eine Geschichte beinhaltet, die so nebenbei verlief und über die ich mich nicht ausführlicher aeussern möchte. Außer, dass die Geschichte ein Paket beinhaltet, das Achim mir nach Canakkale geschickt hat. Mehmet ist sozusagen der Kontaktmann – das soll genügen. Mit dem Anruf wollte ich mir Sicherheit verschaffen, dass ich nicht unnütz 30 km mit dem Bus fahre. Allerdings brachte der Anruf zunächst auch nicht unbedingte Klarheit. Mehmet ist wirklich ein netter Kerl, doch schon beim Face to Face Kontakt mit ihm muss ich extrem aufmerksam hinhören, um ihn richtig zu verstehen. Geschweige denn am Telefon. Zumindest konnte ich Mehmet am Telefon deutlich machen, dass ich gleich voller Hoffnung nach Lapseki fahre, auch dort jemand anzutreffen der mir das Paket aushändigen kann. Mit der Gewissheit machte ich mich zunächst auf den 30 km Rückweg nach Canakkale, um von dort den Bus nach Lapseki zu besteigen. Im Bus hielt ich, ob der Erfahrung aus Vize, den Busfahrer schon beim Einstieg die Adresse von Mehmets Eltern unter die Nase. Damit mich dieser zumindest in der Nähe herauslässt. Parallel entschloss ich mich erneut bei Mehmet nach näheren Einzelheiten der Wohnung zu erkundigen. Am Telefon erzählte er mir von einem großem Haus. Auch nannte er den Namen eines Cafés, der durch mein Kurzzeitgedächtnis durch rauschte: Wie gehört , so vergessen. Deshalb brachten mir die Informationen zunächst nicht viel.
Kurz nachdem wir das Ortseingangsschild von Lepsiki hinter uns gelassen haben, passierten wir ein Hochhaus mit einem angegliederten Café. Beim Lesen des Namens stöberte ich in meiner Erinnerung und ich hatte so eine Ahnung – da waren wir schon vorbei gefahren. Mein Blick bohrte sich in den Rücken des Fahrers. Da deutete mir der Gehilfe des Fahrers, der übrigens ein wenig Englisch sprach, mit Hand dass sich meine Bitte noch in Arbeit befindet. Als wir dann die Ortsgrenze von Lepsiki hinter uns ließen, drehte ich mich um und sah dem Ortsausgangsschild ein wenig skeptisch hinter her. Doch der Gehilfe machte immer noch eindeutig beruhigende Gesten mit der Hand.
Wir kamen zur Endhaltestelle und fuhren zurück - wieder nach Lepsiki. Kurze Zeit später gab mir der Gehilfe ein Zeichen. Wir stiegen aus dem Bus und er schickte sich an mit mir gemeinsam auf die Suche nach der Adresse zu gehen.
Ich stellte mal wieder fest: Unglaublich! So eine Aktion würde in Deutschland nie stattfinden.
Für mich war die Adresse ziemlich eindeutig: Der Name der Straße war der des großen türkischen Führers Atatürk. Das konnte keine kleine Straße und die musste doch zu finden sein. Doch mein Führer legte die Priorität seiner Aufmerksamkeit auf den Namen von Mehmets Eltern. Danach erkundigte er sich – stellte ich irgendwann fest. Dazu wurden mehrere Menschen befragt. Wir kreuzten die Hauptstraße, liefen an den auffälligen großen Gebäude vorbei. Danach gingen wir in eine Nebenstraße und erkundigten uns dort weiter. Schließlich entschloss ich mich erneut Mehmet anzurufen. Dieses Mal war Mehmets Frau am Telefon. Sogleich drückte ich den Apparat meiner Hilfe in die Hand. Wir gingen in das Geschäft eines Schneiders, dieser entschloss sich nach reichlicher Überlegung in seinen Büchern nach den Namen zu recherchieren. Wir verließen wieder das Geschäft. Bogen um die Ecke und befanden uns schließlich wieder vor dem Hochhaus bzw. vor dem Café neben dem Gebäude. Wie es so üblich ist, saßen vor dem Café alte Männer und schlugen die Zeit tot. Der Junge entschloss sich die Männer nach der Adresse zu fragen. Alle waren sogleich interessiert und es entstand eine Diskussion, die wiederum die Aufmerksamkeit des Besitzers erregte. Als dieser das Problem hörte, wusste er sogleich Bescheid. Denn er wusste von dem Paket und meinen Erscheinen: Soviel war dem Ganzen zu entnehmen. Sichtlich erlöst von seiner Bürde, deutete ich dem Jungen erst einmal Platz zu nehmen und schlug vor einen Tee zu trinken. Die Alten, mittlerweile aufgewacht aus ihrem Tran, einigten schnell darauf einen Tee mit zutrinken.
Kurze Zeit später verließ der Junge das Geschehen und ich wartete darauf, dass irgend jemand kam um mir das Paket auszuhändigen. Deswegen rief ich erneut Mehmet an: In dem Telefonat teilte mir Mehmet mit, dass sein Schwiegervater bald kommen wird. Im selben Telefonat vernahm ich völlig überrascht von Mehmet, dass er sich ebenfalls gerade in Canakkale aufhält. Da war ich doch platt. Auch wenn ich Mehmet jetzt nicht gut kenne, meinte ich, da sollte man sich doch mal treffen. Denn, wie ich schon erwähnte, halte ich Mehmet für einen netten Kerl. Mehmet meinte darauf, dass die Familie die folgenden Tage ein Fest feiert zudem ich gern kommen kann. O.k., sagte ich darauf, ich rufe dich noch mal an auch zwecks Adresse.
Der Schwiegervater erschien ungefähr 45 Minuten später als von Mehmet gesagt - aber er kam. Und ich erhielt endlich mein Paket! Anschließend, auf dem Weg zurück nach Canakkale, dachte ich nur: Was für eine Story – mal wieder.

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