Freitag, 30. Juli 2010
24.07.10 in Arac
Am folgenden Morgen sind Erdogan und ich mit der Oma in die Berge gefahren. Es ist eine schöne Gegend ohne Zweifel, die allen Anschein nach auch unter Naturschutz steht. Doch erst habe ich vermisst: Wanderwege. Nirgends sah ich Hinweisschilder oder Wegweiser, die auf ein Wanderweg hindeuteten. Alte, zum Teil verfallene Hütten dienten wohl auch als Unterkunft für „Camper“. Wir trafen, vermutlich auch weil Wochenende war, Familien, die dort ein offenes Feuer machten. Eine gute Sache – sicherlich – doch ich musste auch an die Brandgefahr denken. Dass war wiedermal eine Sache, die in Deutschland nicht möglich wäre.
Am Nachmittag musste ich noch unbedingt ein paar Dinge im Internet erledigen. Erdogan brachte mich daraufhin in das Beste Internetcafé meiner bisherigen Reise. Es war ein open air Café: man saß unter alten Pinien, bekam einen Laptop inkl. Maus und Stromversorgung. Für den morgigen Flug benötigte ich die Bordkarten, die es bei Qantas mittlerweile Online zum Selberausdrucken gibt. Auch wollte ich nach meinen Couchsurfing Anfragen in Goa schauen. Leider gab es keine Antworten. Doch darauf hatte ich mich schon vorbereitet und stellte mir als Alternative eine Hütte am Strand. Dazu fand ich eine Internetseite, wovon ich mir die Daten notierte. Leider konnte man nicht in dem hervorragenden Café die Dinge ausdrucken. Deswegen mussten wir zu einem andere Internetcafé, das sich in unmittelbarer Nähe befand. Dort angekommen, wies mir der Inhaber gleich einen Rechner zu. Doch dessen Tastatur war so abgenutzt, sodass ich fast keine Buchstaben erkennen konnte. Worüber ich herzlich Lachen musste, mich aber auch ein wenig ärgerte. Auf das Manko verwiesen, stellte mir der Inhaber seinen Computer zur Verfügung. Wo ebenfalls die Buchstaben schon so abgewetzt waren, dass man sie nur noch schemenhaft oder gar nicht mehr erkennen konnte. Mit Hilfe des Inhaber schafften ich es schließlich, die gewünschten Papiere auszudrucken.
Nach der Geschichte fuhrt Erdogan mit mir zu einer Schule wovor einige Autos parkten. Ein Wagen war verpackt wie ein Geschenk, da wusste ich jetzt geht es zu der Folgeveranstaltung von gestern: Eine Hochzeit!
Die Aula der Schule war gut gefüllt. Kaum haben wir die Schwelle übertreten wurden wieder Hände geschüttelt; uns wurde ein Platz zugewiesen und wir erhielten ein paar Kekse sowie ein kleinen Tetrapack Limonade mit Strohhalm. In der Mitte des Saals spielte das Duo von gestern Abend: Es war nicht zum aushalten laut – unfassbar – es hallte dermaßen, dass ich mir am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Normal hätte ich lauthals darüber gelacht, doch hier war es sicherlich absolut unpassend. Obwohl, als ich nach dem Spektakel an meinem Tisch mit Gesten auf die Absonderlichkeit des letzten Ereignisses verwies, mussten alle darüber schmunzeln. Im Anschluss wurden ein paar Reden gehalten, die Hochzeitstorte wurde herein gefahren und angeschnitten. Und einige der anwesenden Männer (dazu zählte auch Erdogan) schickten sich an dem Paar zu gratulieren. Wobei ich beobachtete, dass Erdogan zuvor 50 TL seiner Geldbörse entnahm. Ich wusste, dass es Brauch ist den frisch Vermählten Geld zu schenken. Als ich über die ganze Geschichte nachdachte wurde es zunehmend deutlich: In der Aula befand sich ein Großteil der Dorfbewohner. Alle mussten nun, dass die Beiden miteinander verheiratet sind – es wurde verifiziert. Die Dorfgemeinschaft trug mir ihren Gaben zu einem gelungenen Start des neuen Lebensabschnitts bei. Zudem war es eine Art Gemeindefest. Die Menschen trafen sich, und, und, und.... Na ja, irgendwie machen die Traditionen Sinn. Aber ich kann auch Emre verstehen, der zu mir sagte, er könne dort im Dorf nicht mehr wohnen.
Am Abend musste Erdogan dem offiziellen Fest beiwohnen; zudem vermutlich nur ein kleinerer Kreis geladen war. Doch zuvor bereitete er wieder eine hervorragende Mahlzeit mit den kleinen Ofen. Ich begab mich relativ früh zu Bett. Da ich am folgenden Tag bestimmt nicht gut Ruhen werde.
Erdogan hat beschlossen mich zu einem Ort zu fahren, von dem ich ein Bus nach Ankara nehmen kann, der zeitlich gesehen für mich am ehesten in Frage kam. Dazu mussten wir nach seiner Einschätzung um 7 Uhr mit dem Auto losfahren.
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