the blue moon

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Donnerstag, 20. Mai 2010

20.05.10 Budapest in Gabors Wohnung


Endlich habe ich mal wieder ein wenig Ruhe und Zeit zum Schreiben. Es ist der 4. Tag in Budapest. In einer Grossstadt dieser Kategorie findet man nicht so leicht die Musse sich zurueckzuziehen. Vor allem, wenn man - so wie ich - den Weg gewaehlt hat auf andere mehr oder weniger angewiesen zu sein. Mein 5. Couchsurfing Gastgeber hat heute morgen zeitig seine Wohnung in meine Obhut uebergeben, um einiges zu erledigen. Man muss sich einfach mal deutlich machen: wir sind uns voellig fremd. Gestern abend sind wir uns zum ersten Mal begegnet. Gleichzeitig waren aber auch andere Personen anwesend. Insofern hatte er noch nicht einmal die Moeglichkeit sich meine Person ein wenig genauer anzuschauen.


Nachdem ich bis in den Nachmittag hinein den Tag schreibend in der Wohnung verbracht habe und bei einer Ungeschickheit die Klobrille von Gabor zerstört habe. Bin ich anschliessend ein wenig veraergert über mein Missgeschick durch die Gegend gestreift. Gabor wohnt zwar sehr zentral, aber zugleich in einer kleinen Seitenstrasse, sodass die Wohnung recht ruhig gelegen ist. Budapest bietet einiges für das Auge. Es gibt unheimlich viele alte Haeuser, Kirchen und sonstige Gebaeude. Die vielen kleinen Gassen sind sehr verwirrend. Einmal entdecktes findet man nicht so leicht wieder. Bei meinen Streifzug kam ich einem vegetarischen Restaurant vorbei - recht günstig - zwar habe ich vor nicht all zu langer Zeit etwas gegessen. Egal, dachte ich, dann brauche spaeter nichts mehr zu Essen und ich entschloss mich hinein zu gehen. Das Essen war gut und man wurde wie in einem firstclass Restaurant behandelt. Anschliessend machte ich mich weiter auf die Suche der Bibliothek.


Und tatsaechlich, wenig spaeter stand ich plötzlich vor dem historischen Gebaeude. Wieder entschloss ich mich das Internet für 2 Stunden zu nutzen. Da ich ja schon über den Ablauf informiert war, fühltte ich mich ein wenig sicherer und mit den Umstaenden vertraut. Zu früh gefreut, der Rechner wollte nicht wie ich wollte. Zurück auf "Zehenspitzen" zum Eingang: Denn in der Bibliothek war es sehr ruhig - alle arbeiteten sehr konzentriert - und selbstverstaendlich wurden alle Aktivitaeten mit möglichst wenig Geraeuschentwicklung vollzogen. Die Frau am Schalter verwiess mich zum Aufseher des Lesesaals. Der war wohl auch für die Rechner zustaendig. Mit einigen Gesten machte er deutlich, dass jetzt wohl alles funktionieren wird. Wieder zurück zum Rechner - nichts ging. Wieder zum Aufseher. Der hatte ein Einsehen und entschloss sich dem Problem selbst anzunehmen. Nach einigen hin und her Gefummel, entschloss er sich mir einen anderen Computer zu geben.


Endlich konnte ich loslegen. Nach 1,5 h erhielt ich eine SMS. Es war Mihaly: "Um 8 in nyitott mühely". Zuerst dachte ich, drauf geschissen. Um 10 nach 7 war meine Intenetzeit vorbei und natürlich haette ich noch laenger am Rechner sitzen können. Zuerst zurück zur Wohnung, um den Vorfall mit der Klobrille zu klaeren. Der Rückweg zur Wohnung war schnell gefunden. Gabor war mit einem Maedel, das ich auch schon am Vortag kennen gelernt habe, in der Wohnung. Schnell entschuldigte ich mich für die Zerstörung des Inventars mit dem Zusatz für den Schaden aufzukommen. Da ich mich schon entschlossen hatte, doch zu dem Treffen mit Mihaly zu gehen. Erklaerte mir Gabor noch wie ich dort hin finde.




Nach 1 h Stunde befand ich mich in der Gegend der Lokalitaet, die eine Bücherei, genauer ein Antiquariat war. Der erste Befragte kannte es nicht. Ein aeltere Herr wusste sofort bescheid und gab mir zu verstehen, dass ich eine gute Wahl getroffen habe. Es war nur die Strasse runter. Am Laden befindend konnte ich durch die Fenster schauend auf Stühlen sitzende Personen erkennen, die auf mich den Eindruck einer Kirchengemeinde machten. Na ja, jetzt gehe ich auch hinein (mittlerweile war es 20:40)- dachte ich. Kaum durch die Tür, zwei Stufen herunter gehend, erblickte mich ein dicker Typ und kam auf "Zehenspitzen" auf mich zu. Ich sah auf dem Tisch ein Schild: 1200 Forint. Leise quatschte der Typ mit mir, ich verstand natürlich kein Wort. Vermutlich sagte er: Eigentlich kostet es 1200 Forint Eintritt. Aber die Veranstaltung hat schon lange begonnen, deswegen möchte ich Ihnen nicht den vollen Betrag abnehmen. Ach, belassen wir es dabei, kommen Sie rein und suchen Sie sich ein Platz.
Die Raeumlichkeit war gut gefüllt. Bestimmt 40 Personen oder mehr waren anwesend. Alles voller Buecher, Bilder an den Waenden: Irgendwie gemütlich. Von hinten die Szenerie betrachtend konnte ich Mihaly vorne sitzend erkennen. Im Nebenraum, der nicht unmittelbar einen Einblick auf die Bühne ermöglichte, sassen ebenfalls Personen, die fast einen andaechtigen Eindruck vermittelten: Den Kopf in den wiegend, lauschten sie konzentriert den Tönen. Fast neben Mihaly stehend, erblickte er mich und laechelte mich an. Dann wiess er auf einen freien Stuhl in der ersten Reihe. Als ich endlich sass, schaute ich mir das Trio an:



Zwei Blaeser, die in dem Moment beide eine Art Klarinette spielten. Der Dritte spielte sitzend auf einen alten Seiteninstrument mit eine Art von Schlegeln. Der Sound war unglaublich. Nach 5 Minuten war das Stück vorbei. Das naechste und zugleich letzte Stück dauerte gefühlte 50 Minuten. Zunaechst musste ich Schmuzeln und kam mir vor wie bei Lorio: Die Musiker; ihren Umgang mit den Instrumenten; ihre konzentrierte sowie ernste Art. Wie der Typ mit dem Tasteninstrument versuchte, dem Instrument ganz sampfte, leise und z.T. völlig abgedrehte Töne zu entlocken - herrlich.


Nach 10 Minuten übernahm ein Blaeser den ersten Part. Dann der Zweite: wobei er einer abgedrehten Flöte schraege Geraeusche entlockte. Es war meditative ... ich weiss nicht: Doch dann wusste ich es: Psychodelic Jazz!
Das Konzert hat sich gelohnt. Unmittelbar danach wechselte ich ein paar Worte mit Mihaly, der offensichtlich mit 2 Damen dort war und fuhr wieder in die Stadt. Denn ich hatte noch quasi eine Verabredung. Ein Maedel namens Timar


was sehr gut Deutsch spricht, die ich vor 2 Tagen in einer lustigen Kneipe kennen gelernt habe, arbeitet heute in einer netten Kneipe, wo ich schon mit Mihaly war. Dort war ich dann bis 0:30. Bekam von den Maedel was zu Trinken spendiert. Unterhielt mich mit ihr und einigen Gaesten. Es war wirklich nett.


Zurück in der Wohnung - dieses Mal benutzte ich den Schüssel - lagen Gabor mit dem Maedel im Bett. Zur Erklaerung: Das Maedel ist dei Mutter von dem Kind, was ich schon erwahnt habe. Und ist, so viel ich mitbekommen habe, eigentlich mit einem Indonesier zusammmen, den ich auch schon kennen gelernt. Na ja, dachte ich, geht mich nichts an. Ich bereitete mein Lager auf dem Fussboden und schlief auch einigermassen.

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