the blue moon

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Montag, 14. Juni 2010

12.06.10 von Ormenis nach Brasov


Am Samstag bin ich frueh aufgestanden, um genuegend zeitlichen Spielraum zu haben. Erst wollte ich mich Duschen. Zwar gab es nur kaltes Wasser, denn den Boiler mit Holz anzuschmeissen hielt ich fuer ein wenig uebertrieben. Ausserdem war es eh heiss und eine kuehle Dusche am Morgen wird mich in die richtige Stimmung versetzten. Waehrend der Morgentoilette kam Mutter ins Bad. Erschrocken wich sie zurueck. Man muss wissen: Die Menschen in Rumaenien sind groesstenteils sehr glaeubig und ein nackter fremder Mann hat bestimmt auch etwas christlich verbotenes an sich.
Als ich aus dem Bad kam, war Toni auch schon eingetroffen. In bat ich Mutter zu bitten mir doch etwas Wasser zu erhitzen, um mich zu rasieren. Mutter hatte zum Kochen nur den Holzofen, der auch im Sommer wohl immer brannte. Dann hat Mutter noch ein paar Kleidungsstuecke von mir in Maschine gesteckt und zuvor noch das Fruehstueck fuer Toni und mich bereitet. Auf dem Fruestueckstisch stand wieder die Flasche Perlinka.
Nach dem Fruhstueck habe ich mich in ein Zimmer zurueckgezogen, wo ich mittels Tonis Laptop ein wenig schreiben konnte. Auf mein bitten hin wurde von Mutter bei einem Nachbarn nachgefragt, wann konkret Zugverbindungen nach Brasov bestehen. Es gab mittags eine, die ich fuer mich favorisierte. Mutter hat dann noch die Waesche auf die Leine gehaengt, die durch die Sonne puenktlich wieder trocken war.
12:50 sollte der Zug fahren – er kam natuerlich erst gegen 13:20. Waehrend dieser Zeit stand man in der Mittagshitze am Bahnhof. Die Sonne stand nahzu senkrecht ueber der Erde.
Es gab kein Schatten. Am Bahnhof lungerten ein paar Zigeunerblagen rum. Die ziemlich auf die Eier gingen. Ich war sowieso die Attraktion im Ort und die Blagen fanden es natuerlich toll von der Attraktion – der ein bekloppter Sozialpaedagoge aus Deutschland ist – Aufmerksamkeit zu bekommen. Einer der Rotzer fasste mich immer an. Als ich ihn deutlich machte, dass sich sowas nicht gehoert. Machte es gleich erneut und dann ein weiterer auch noch, die wollten mir auf die Eier gehen. Um nicht auszuflippen, bin ich aus den verdreckten Unterstand geflohen und habe ihnen gleichzeitig deutlich gemacht, dass damit der Kontakt beendet ist.

Brasov ist eine andere Welt. Nur 50 Minuten mit der Bahn, fahren auf einmal puenklich Busse, gibt es moderne Strassen und alles andere was man auch bei uns so kennt. In der Tat war Brasov (Deutsch = Kronstadt) die erste Stadt in diesem Land die ausser den alten Haeuser der Altstadt auch noch modern ist.
Mein neuen Gastgeber hatten mir per SMS mitgeteilt welchen Bus ich vom Bahnhof aus nehmen muss und wann ich aussteigen muss. Kaum aus dem Bahnhof, konnte ich auch zugleich in den Bus steigen. Von der Bushaltestelle habe ich ein ueberteuertes Taxi genommen (fuer 5 Lei), weil ich kein Stadtplan hatte und bei der Hitze auch nicht mit dem Sack durch die Gegend eiern wollte.
V

or der Tuer stehen rief ich die bekannte Nummer an, da ich keine andere Moeglichkeit sah auf mich aufmerksam zu machen. Mircea eine freundliche mitvierzigerin oeffnete mir die Tuer. Sofort im Erdgeschoss wiess sie auf einen Raum: Komplett und relativ modern eingerichtet, mit grossem Bett und Fernseher ausgestattet. Zeigte mir die dazu gehoerige Kueche sowie das Badezimmer – ich konnte nicht glauben, dass mir ein solches Reich zur Verfuegung gestellt wurde. Allein bewohnte ich natuerlich nicht die Etage: Opa, 86 Jahre alt, wohnte auch unter und benutze die Kueche und das Badezimmer ebenfalls. Nichsgestototz, der erste Couchsurfing-Kontakt auf Appartment Niveau.
Nachdem ich mich ein wenig eingerichtet habe wurde ich dann noch zum Essen gebeten. Dabei lernte ich den Ehemann sowie den erwachsenen Sohn kennen. Alle waren wirklich sehr freundlich. Der Sohn stellte mir dann auch noch seinen Rechner sammt Internet zur Verfuegung: Besser konnte es doch gar nicht mehr sein!
Am Abend konnte ich in meinem Zimmer ungestoert WM schauen – einfach opti! Zur Frau des Hauses habe ich beim Eintreffen mitgeteilt, dass ich bis Dienstag zu bleiben gedenke. Doch am Abend war mir schon klar, hier werde ich um einen Tag verlaengern. Hier in Brasov kann ich in Ruhe alles aufarbeiten, dabei ein wenig Fussball gucken – was will man mehr.

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