the blue moon

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Freitag, 25. Juni 2010

22.06.10 Sfantu Gheorghe und Sulina


Zwar habe ich die Nacht nicht durchgeschlafen – was bei mir auch an ein Wunder grenzen wuerde. Nichtsdestotrotz war es sehr erholsam in dem Bett bei maessigen Temperaturen ohne stoerende Insekten zu ruhen. Gerade deswegen viel es mir ein wenig schwer diese Ruhe zu verlassen, um den Tag zu beginnen. Fuer 8 Uhr war Fruehstueck mit dem Personal des Hauses vereinbart.
Als ich am Tisch sass rief ich erst mal Micha an - nicht zuletzt, weil ich ihn gestern nicht mehr angerufen habe. Es dauerte seine Zeit bis er den Anruf entgegen nahm. Endlich am Telefon berichtete er mir, dass seine Freundin und er mit 2 weiteren Deutschen eine Bootstour nach Sulina klargemacht haetten. Als Abfahrzeitpunkt waere 8:30 anvisiert. Da ich gerade anfing zu Fruestuecken kam fuer mich der Zeitpunkt gar nicht in Betracht. Das teilte ich Micha mit und wuenschte ihnen viel Spass. Micha meinte darauf, dass er mich, wenn er genaueres weiss zurueck ruft. Nach einigen Telefonaten trafen wir uns schliesslich gegen 9 im Hafen. Wobei er einschliesslich Anhang sogar etwas spaeter eintraf als ich. Offensichtlich haben sich die 4 auf dem Campingplatz kennen gelernt. Alles Immatrikulierte, dass war nicht zu uebersehen.
Als wir da gemeinsam am Kai standen und auf das Eintreffen des Bootes warteten, ging mir schon nach kurzer Zeit die Art der Studenten auf die Nerven: Manche Studenten sowie junge Akademiker, haben sich vermutlich an der Uni eine besondere Art angeeignet mit anderen Menschen zu verkehren. Sie umgeben sich mit einer distanzierten, gerade zu kuehlen Aura, die sie wie ein Schutzschild vor sich hertragen. Mir ging diese humorlose, verkrampfte Art, gepaart mit einer gewissen Arroganz schon immer auf die Eier. Natuerlich ist mir bewusst, dass sich daninter oft Unsicherheit verbirgt. - Ach, im Grunde sind sie mir eigentlich egal.
Der Preis fuer die Bootstour sollte 350 Lei betragen. Und vereinbart mit dem Skipper war, dass auf dem Weg nach Sulina ein See mit einer Pelikanpopulation aufgesucht werden sollte. Die 4 wollten nicht Sfantu G. zurueck, sondern in Sulina aussteigen und hatten dementsprechend ihr ganzes Gelumpe dabei. Entgegen ich wieder zurueck nach Sfantu G wollte. Nicht zuletzt, weil ich auch die kommende Nacht in der Pension schon bezahlt hatte. Nach weiteren 10 Minuten legte der Skipper mit Beifahrer am Kai an. Die Nussschale mit Aussenborder, war mit 3 Sitzreihen ausgestattet. Auf den jeweils 2 Personen bequem platznehmen konnten: Micha mit seinem Maedel plazierten sich ganz vorn, die beiden Studenten dahinter. Ich sass mit dem Beifahrer in der hinteren Reihe. Der Skipper steuerte im Stehen das Boot.
An dieser Stelle moechte ich mir wesentliche Einzelheiten der Fahrt ersparen: Das Wetter war bewoelkt verbunden mit ein wenig Wind. Voegel gab es ausser ein paar Stoerche in ihren Nestern und ein paar Kormorane wenig zu sehen. Einmal erblickte ich das Hinterteil eines gelben Vogels. Die Seeeinfahrt mit den Pelikanen war fuer unsere Nussschale nicht passierbar. Wodurch auch die Pelikanbesichtigung ausfiel. Als sich unsere Vogelbesichtigungstour zunehmend zur Farce entwickelte, musste ich an Lutz denken: Gemeinsam mit ihn, haette ich mich bestimmt ueber die kaum vorhandenen Voegel amuesiert. Und musste auch schmulzeln, weil wir schon mal eine vergleichbare Situation erlebt haben.

Spannend bei der Fahrt war der Wellengang. Wobei die praedistinierten vorderen Plaetz weit mehr von der feuchten See mitbekamen, als wir auf der hinteren Bank. Wie sich waehrend der Fahrt herausstellte, war mein Sitznachbar kein professioneller Beifahrer, sondern ein Freund des Bootsinhabers. Zwar ein Rumaene, aber einer der schon seit 4 Jahren in Kalifornien in Santa Rosa lebt: Ein durchaus interessanter Typ.

Nach 2 Stunden auf dem Boot landeten wir schliesslich in Sulina. Ein mittlerweile kleines Hafenstaedtchen, das einst den groessten Hafen des Schwarzen Meeres zierte, wie mein Beifahrer mir erzaehlte. Vereinzelt schimmert an den Fassaden der Haeuser der vergangene Glanz noch durch: Doch sehr selten. Ich fuehlte mich an die Anfangsscenen von “Down by Law” erinnert. Wo die alten Haeuser mit fahrener Kamera aufgezeichnet an den Betrachter vorbei ziehen.

Kurz nach Beendigung der Bootstour verabschiedete ich mich von den Studenten und ging mit Andrei und Georgien was Essen. Kurz vorher, als dass es mit dem gemeinsamen Essen noch nicht beschlossen war, sprachen wir ueber dem Zeitpunkt der Rueckfahrt. Wir visierten 13 Uhr an – ich betonne das an dieser Stelle, weil wir um halb 2 immer noch gemuetlich im Lokal sassen und speissten. Wobei sich der Himmel zunehmend verdunkelte. Kurz darauf brach der Sturm los: Ein Gewitter, mit Hagel und heftigsten Regen. Waeren wir bei dem Wetter auf dem Wasser gewesen … ich war froh, dass wir beschlossen hatten uns bei einem Essen ein wenig kennen zu lernen. Nach dem Regen standen die Strassen noch fuer kurze unter Wasser. Bis die gesamten Wassermassen von der Donau aufgenommen und weggespuelt waren.
Bei der Rueckfahrt hatten wir wieder herrlichsten Sonnenschein. Wobei der Fluss ganz sanft war und sich auf der Wasseroberflaeche keine Welle kraeuselte.
Gegen 16 Uhr trafen wir wieder im Heimathafen ein. Trotz geringer sichtbarer Vogelpopulation, war es fuer mich ein angenehmer Tag in netter Gesellschaft sowie schoener Umgebung. Mir wurde ein kleiner Einblick in das Gebiet des Donaudeltas gewaehrt, was schliesslich das Ziel meiner Exkursion nach Sfantu Gheorghe war.
Schon im Vormittagsgespraech ich mich mit Andrei wage fuer den spaeteren Abend in der Dorfkneipe verabredetet. Jetzt, beim Abschied drueckte er mir seine Visitenkarte in die Hand und wir vereinbarten noch einen genaueren Zeitpunkt. Doch in der Art sowie seiner Nebensaetze wurde deutlich, dass Andrei heute Abend nicht kommen wird. Trotzdem ging ich nach dem Essen und dem Schriftverkehr zum “Publik Viewing” in die Dorfkneipe. Nach der ersten Halbzeit entschloss ich mich zurueck in die Pension zu gehen. Auch damit nicht zu spaet ins Bett kam. Denn am folgenden Tag musste ich um 5:45 aufstehen, um die Faehre um 7 Uhr stressfrei zu erreichen.

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