the blue moon

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Freitag, 25. Juni 2010

23.06.10 von Sfantu Gheorghe ueber Constanta nach Vama Veche


Am Abend zuvor habe ich Tora noch eine SMS mit der vermutlichen Ankunftszeit in Tulcea geschickt. Denn wir hatten beim Abschied darueber gesprochen uns am Mittwoch noch mal zumindestens kurz zu sehen. Als ich dann aber im Hafen das Schnellboot betrat korrigierte ich die Zeit mit einer erneuten SMS. Dabei war mir klar, dass ich diese Tora eigentlich auch nur pro forma sende. Denn Tora wird niemals um halb 9 im Hafen stehen, um mich dort zu empfangen. Dafuer ist er mit Sicherheit gestern wieder zu spaet ins Bett gegangen.
Die Bootsfahrt verlief kurzweilig, das Speedboot war mit gemuetlichen Sitzen ausgestattet, sodass man sich zuruecklehnte und ein wenig die Augen schloss.
Da sich der Busbahnhof nicht weit vom Hafen befindet, war der anschliessende Fussmarsch schnell erledigt.
Der Kleinbus nach Constanta fuhr um 9:30 und nach 2 stuendiger Fahrt trafen wir dort im Busbahnhof-Nord ein. Kaum aus dem Bus gestiegen, bedraengte mich penetranter Taxifahrer: Taxi! Taxi? Den nehme ich schon mal nicht, dachte ich. Unterwegs hatte ich die Planung fuer den Tag gemacht: Zunaechst ein Internetcafe aufzusuchen, um eine vor 2 Tagen losgeschickte Couchanfrage fuer Constanta zu checken. Da eine schon sicher geglaubte Zusage vor 3 Tagen seitens der Wirtin gecancelt wurde, hatte ich eigentlich nur eine wage Hoffnung auf eine Couch in der Stadt. Also bestieg ich das naechste Taxi, mit der Ansage an den Fahrer, nur mit ihn mitzufahren, wenn er das Taxameter anstellt. Damit glaubte ich, mich auf der sicheren Seite zu bewegen. Des Weiteren gab ich den Taxifahrer den Auftrag, mich in die Altstadt zu einem Internetcafe zu fahren. Hier moechte ich mir auch Naehres ersparen, sonst rege ich mich wieder auf. Denn als ich den Fahrer nach etwa 15 minuetiger Fahrt bat, mir den Zwischenstand des Taxameter mitzuteilen, ging mir der Hut hoch. Da hat die Sau mich doch beschissen! Das Taxameter zeigte fast 34 Lei an! Fuer eine so kurze Fahrt ein unverschaemter Preis. Da ich nur noch 27 Lei in Bar hatte, konnte und wollte ich nicht den vollen Preis zahlen. Ich gab ihn das Geld und stieg sofort erbost aus. Dieser wurde auch noch frech, weil ich ihn nicht den vollen Preis bezahlte. Diese Drecksarschloecher schaffen es doch immer wieder einen zu bescheissen: fluchte ich vor mich hin! Dazu regnete es auch noch in Constanta und der Verkehr war die Hoelle. Ich ging in eines dieser Wifi-Lokale. Dort stellte sich fuer mich ueberraschenderweise heraus, dass ich mit meinem Telefon dort Online gehen kann. Bis dahin war ich davon ueberzeug kein Wifi nutzen zu koennen. Nur W-Lan, dachte ich. Mittels Telefon erfuhr ich, keine Couch in Constanta! Daraufhin beschloss ich Constanta keine grosse Aufmerksamkeit zu schenken und den Tipp von Manfred wahrzunehmen. Naemlich in ein Hippinest namens Vama Vecha unmittelbar an der Grenze zu Bulgarien zu fahren. Der Barkepper (der mir einen Kaffee spendierte) gab mir die Nummer des Busses der zum Bahnhof faehrt, der sich in der Naehe der Busbahnhof-Sued befindet, wo wiederum der Bus nach Vama Vecha abfaehrt.
Nach dem groebsten Regen ging ich zur der nahe gelegenen Bushaltstelle. Natuerlich war das Folgende wieder viel komplizierter als zunaechst angenommen. Zum einen gab es neben den Bus mit der Nummer 23, noch den Bus mit der Nummer 23 C – was wohl nicht aehnlich war. Zudem konnte man sich auch nicht an die Zielbezeichnung “Gara” orientieren (wie ich urspruenglich schlauerweise gedacht hatte). Weil fast jeder Bus irgendwas mit Gara in seinen Zielangaben hatte. Da kam nach 2 Bussen und 5 mal Fragen ein aelter Mann hilfeanbietend auf mich zu (dieser sprach natuerlich kein englisch). Den machte ich mit den Worten Autogara-Sued deutlich wo ich hin wollte. Daraufhin lotste mich der freundliche Herr durch die Stadt und geleitete mich zum Busbahnhof-Sued. Dort angekommen nannte ich ihn mein eigentliches Ziel: Vama Vecha. Nach kurzer Ueberlegung brachte er mich zum richtigen Abfahrspunkt, wo auch schon ein Bus bereit stand. Als ich ihn fuer seine Hilfe Geld anhot, drehte er sich mit einer abwehrenden Handbewegung um, und humpelte davon. Der Busfahrer, in dessen Obhut er mich zurueck liess, erklaerte mir dann auf deutsch, dass der Bus nur in die Naehe meines Ziels faehrt. Aber ich dort schnellen Anschluss nach Vama Vecha haben werde. Kurz darauf fuhr er dann auch los. Am “Umsteigeort” gab mir der Fahrer dann noch seine Telefonnummer mit dem Hinweis, falls ich irgend welche Schwierigkeiten haben sollte koenne ich ihn anrufen.

Gegen 16:30 traf ich in Vama Vecha ein. Relativ schnell fand ich ein Hostel fuer akzeptable 70 Lei die Nacht. Sofort begab ich mich auf Erkundungstour: Es war tatsaechlich ein Hippinest. Zwar liefen hier nicht ausschlieslich Langhaarige rum, doch der Stil des Ortes war eindeutig freakig. Ein gutes Beispiel dafuer ist das Restaurant, welches ich kurz darauf betrat. Nahezu alle Gerichte auf der Karte waren nicht zu bekommen. Im Kuehlschrank erspaehte ich ein einsames Pilsener Urquell. Das erste und vermutlich letzte Pilsener fuer mich in Rumaenien. Des Weiteren war die Toilette eine absolute Katastrophe – eine Bretterbude – fuer ein Restaurant unglaublich.
Nateurlich war ich der einzige Gast und das Personal schien auch nicht wirklich Personal zu sein: Sie hatten keinerlei Ahnung wie teuer z.B. das Bier war. Bemuehten dafuer ein abgegriefenes, handgeschriebenes Heftchen. Offen, lachte ich, bei jeder mir auffallenden Kuriositaet den Leuten ins Gesicht: Ein wirklich amuesanter Ort, dachte ich. Am Strand standen diverse Zelte. Wie ich spaeter erfuhr, war Campen hier gratis (allerdings auch auf eigenes Risiko). Der ganze Ort besass den Status eines Provisoriums. Da gab es einige zusammen gezimmerte Bretterbuden, die als Kneipe fungierten. Ein Restaurant, das den bestimmt frischen Fisch direkt am Strand aus qualmenden Oefen inklusive angebrannten Gemuese servierte. Bei all dem kam man mit Leuten schnell ins Gespraech. Ich beschloss erst einmal hier zu bleiben.
Am Abend fand dann das entscheidende Spiel fuer Deutschland gegen Ghana statt. Unfassbar, dachte ich. Wer oder was ist schon Ghana? Was ein Witz - dewegen zu bangen!
Ich konnte mir aussuchen in welche Kneipe ich ging. Es gab genuegend Kneipen ausgestattet mit brauchbaren Fensehgeraeten. Nach dem Sieg konnte ich beruhigt in meine Kammer gehen. Wo sich allerdings im Bett liegend die Unterkunft als Reinfall, eben als Provisorium entpuppte. Die Bettwaesche war so kratzig, dass ich beschloss im Schlafsack zu schlafen. Und bei Sonnenaufgang fiel mir auf, dass die Kammer auch eine Bretterbude war, die jedes Aussengeraeusch ungefiltert nach innen durchdringen liess.

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